Bibel-Themen

eine Sammlung von Beiträgen zu biblischen Themen

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Barmherzigkeit

Daniel Schenk

Im „Lexikon zur Bibel“ steht unter diesem Thema der nachfolgende Text:

I) Luther übersetzt mit Barmherzigkeit verschiedene hebr. und griech. Ausdrücke, die in ihrem Sinngehalt an Liebe, Treue, Güte und Gnade anklingen. Bei Gott bezeichnet Barmherzigkeit seine unerschöpfliche, helfende Liebe, beim Menschen das Mitleid (Jes 49,15). Menschliche Barmherzigkeit ruht auf der Barmherzigkeit Gottes, die in zahlreichen Stellen der Heiligen Schrift gerühmt (Jes 54,10; Jer 31,20 u.ö. = und öfter) und vielfach mit Gottes Treue und seinem Gnadenwillen in Verbindung gebracht wird (1 Mo 32,11 [10]; 2 Mo 34,6; Ps 86,15; Jo 2,13 u.ö.). Am deutlichsten wird im NT die Barmherzigkeit Gottes am Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,1132). Barmherzigkeit übt Gott vor allem gegenüber seinem auserwählten Volk, daher spricht Paulus besonders in heilsgeschichtlichen Aussagen von der Barmherzigkeit des Herrn (Röm 9,23; 15,8).

II) Am hellsten leuchtet die Barmherzigkeit Gottes in der Errettung aus der Sünde (4 Mo 14,19; Ps 25,7; Jer 12,14. 15 u.ö.). Sie wird offenbar in der Sendung seines Sohnes zu unserer Erlösung (Lk 1,7879; 1 Petr 1,3; vgl. auch Jes 54,10; 49,13; Hos 11.8); doch ist sie nicht ohne Schranke und Ordnung. Denn die Barmherzigkeit bietet zwar das Heil in Jesus Christus allen an, verwirklicht sich aber nur an denen, die sich im Glauben mit dem Herrn Christus verbinden (Eph 2,4ff) und in ihrer Bekehrung Gottes Barmherzigkeit an sich geschehen lassen (Jes 55,7). Der Mensch, der den Sohn Davids mit dem: Erbarme dich unser! anruft (Mt 9,27; Mk 10,47; Lk 17,13), erfährt die Barmherzigkeit Gottes, der ihn aus der Sünde und dem Tode herausreißt und ihm die Wiedergeburt schenkt (Tit 3,5; 1 Petr 1,3). Wer dagegen Gottes Barmherzigkeit mutwillig nur Füssen tritt, kann nur noch die Strafe des Herrn erwarten (Hebr 10, 2831; vgl. auch, Sir 16,12).

III) Erfahrene Barmherzigkeit löst Dank und Freude aus (1 Mo 24,27), und der Mensch kann und soll nun auch selber barmherzig zu den Hungrigen, den Witwen und Waisen sein (Jes 58,7; Spr 23,10). Diese Barmherzigkeit wird bis auf das Vieh ausgedehnt (Spr 12,10). Dabei darf dem Christen der barmherzige Samariter als Vorbild vor Augen stehen (Lk 10,30ff). Denjenigen aber, der das Erbarmen Gottes erfahren hat, ohne selbst Barmherzigkeit zu üben, erwartet ein unbarmherziges Gericht (Jak 2,13; Mt 18,33ff).

(Soweit der Text aus dem „Lexikon zur Bibel“)


Bedeutung des Wortes „Barmherzigkeit“:

  • „eleos“ = Barmherzigkeit
Verwandte Wörter:
  • „eleeo“ = Mitleid haben        
  • „eleemosyne“ = Wohltat, Almosen
  • „eleemon“ = Mitfühlend, wohltätig, barmherzig

  Der Sinn dieser griechischen Worte sowie die Erklärung im Abschnitt I) (Liebe, Treue, Güte, Gnade) zeigen uns, was wir unter dem Begriff „Barmherzigkeit“ zu verstehen haben.


Gottes Barmherzigkeit gegen uns:

Wir sind auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen, denn wir sind in uns selbst schwache Gefässe, die der Hilfe und des Beistandes des Herrn bedürfen. Die Barmherzigkeit Gottes ist in vielen Schriftstellen erwähnt und gipfelt in dem Opfer von Golgatha. Gott hat unser Verloren sein und unsere Hilflosigkeit gesehen. Ohne Gottes Eingreifen wären wir alle hoffnungslos verloren. Es ist die Barmherzigkeit Gottes, die Ihn veranlasst hat, für unsere Errettung das grösste Opfer zu bringen, das man sich vorstellen kann. Der allmächtige Gott sandte seinen einzigen Sohn in Menschengestalt unter die sündigen und bösen Menschen, liess es zu, dass Er verachtet, verhöhnt, geschlagen und zuletzt gekreuzigt wurde. All das, um uns Menschen, die Er liebt, einen Weg zur Rettung zu bahnen. Worin sich die Barmherzigkeit Gottes uns gegenüber ausdrückt, lesen wir in den zwei folgenden Schriftstellen:

1.Petr.1.3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner grossen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.“

Tit.3.4+5: „Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.“


Barmherzigkeit annehmen:

Barmherzigkeit hat auch zu tun mit Gnade, denn es ist ein Ausdruck von Gottes Barmherzigkeit, dass Er uns alle Übertretungen aus Gnaden vergeben und uns gerettet hat (Eph.1.7  + 2.8). Es braucht Demut, dass wir die Barmherzigkeit Gottes annehmen können. Denn wer auf Barmherzigkeit angewiesen ist, gibt zu, dass er in sich selbst schwach und bedürftig ist. Wenn wir uns unter Gottes Hand und Willen demütigen, empfangen wir Gnade, denn: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt Er Gnade“ (Jak.4.6). Nur wer bereit ist, die Barmherzigkeit Gottes anzunehmen, kann auch seinerseits Barmherzigkeit weitergeben. Der Selbstgerechte und Stolze nimmt die Barmherzigkeit Gottes nicht in Anspruch, deshalb ist er auch nicht in der Lage, Barmherzigkeit an seine Mitmenschen weiterzugeben.


„Barmherzigkeit“ als Grusswunsch der Apostel:

Nebst Gnade Friede und Liebe wünschen die Apostel in Ihren Grussworten den Gemeinden auch Barmherzigkeit.

1.Tim 1.2: „Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn!“ (auch 2.Tim 1.2)

2.Joh 3: „Mit uns wird sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.“

Jud. 2: „Barmherzigkeit und Friede und Liebe werde euch immer reichlicher zuteil!“

 

Barmherzigkeit weitergeben:

In Matth.18.21-35 lesen wir das „Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht“. Dieses Gleichnis handelt eigentlich vom Vergeben, es geht darin aber um mehr als nur um Vergebung mit Worten, es geht um die Erlassung von Schulden. Es heisst dort von dem König, dass er „innerlich bewegt“ wurde von der Not seines Knechtes, der ihm zehntausend Talente schuldete. Wenn wir diesen Betrag in heutige Werte umrechnen, kommen wir auf den horrenden Betrag von 13 Milliarden und 800 Millionen Schweizerfranken. (Ein Talent entspricht 6000 Denaren, ein Denar (oder Drachme) war ein Tagelohn, ich habe mit einem Tagelohn von 230.—Sfr gerechnet). Der König muss sehr reich gewesen sein und die Barmherzigkeit, die ihn zum Verzicht auf einen so hohen Betrag veranlasste, muss gross gewesen sein. Dies trifft aber zu auf unseren Himmlischen Vater, Er ist sehr reich und Seine Barmherzigkeit ist unendlich gross. Er war bereit, das grösste Opfer zu bringen um unserer Not zu begegnen. Was wäre nun naheliegender, als dass dieser begnadigte Knecht, dem solche Barmherzigkeit widerfahren war, auch seinerseits Barmherzigkeit geübt hätte. Aber er begegnet seinem Mitknecht, der ihm 100 Denare schuldet (nach der gleichen Formel gerechnet, sind das 23’000.- Sfr), und fordert die ganze Summe sofort auf unbarmherzige Weise zurück, er war nicht einmal bereit, ihm einen Aufschub zu gewähren. Eine solche Haltung hat aber negative Folgen. Dazu sagt auch der Apostel Jakobus:

Jak.2.13: „Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat.“


Unsere Barmherzigkeit gegenüber Mitmenschen:

Lasst uns, wo wir Gelegenheit haben, gegenüber unseren Mitmenschen Barmherzigkeit üben, denn uns ist ja auch in grossem Masse Barmherzigkeit widerfahren. Sowohl beim König im oben erwähnten Gleichnis, als auch beim „barmherzigen Samariter“ lesen wir den gleichen Wortlaut, nämlich dass sie „innerlich bewegt“ wurden.  So könnte man also „Barmherzigkeit“ beschreiben: „Innerlich bewegt werden und dann entsprechend handeln“. Genau so jedenfalls wird es in den beiden erwähnten Gleichnissen beschrieben. Der Lohn wird auch nicht ausbleiben, denn Jesus hat selbst gesagt:

Matth.5.7: „Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren.


Weitere Aussagen der Schrift zu Barmherzigkeit

Matth.9.13: „Geht aber hin und lernt, was das ist: „Ich will Barmherzigkeit, nicht Schlachtopfer“.

  Diese Aussage Jesu ist eine Antwort auf den Tadel der Pharisäer, weil Er sich der Zöllner und Sünder annahm.

Matth 23.23: „Denn ihr verzehntet die Minze und den Anis und den Kümmel und habt de wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben.“

Jak.3.17: „Die Weisheit von oben ist … voll Barmherzigkeit und guter Früchte.“


Barmherzigkeit als Zuteilung

Bei der Aufzählung der fünf Dienstgaben in Rö.12 finden wir Barmherzigkeit als eine Zuteilung. Es gibt Geschwister, die mit einer besonderen Sensibilität für die Not anderer Menschen ausgerüstet sind. Sie haben dann auch die Weisheit, um Lösungen zu finden wie man helfen kann. Oft motivieren sie dann auch die anderen Geschwister zum Mitmachen und es wird auch für diese zu einem Segen. Ich denke dabei auch an Christliche Hilfswerke wie „AVC“, „Wandel im Licht“ oder „Internationales Hilfswerk für Zigeuner“, welche die Verkündigung des Evangeliums auch mit praktischer Hilfe verbinden und so ein Segen für viele Menschen sein dürfen. Auch die „Mission der Christlichen Gemeinschaft“ wurde aus diesem Beweggrund heraus ins Leben gerufen, um nebst der Verkündigung des Evangeliums auch praktische Hilfe leisten zu können. Schon Paulus hat sich damals für einen Hilfstransport nach Jerusalem eingesetzt. Die Kapitel 8 und 9 des 2. Korintherbriefes sind diesem Thema gewidmet. Das war auch ein Dienst der Barmherzigkeit. Dieser Dienst soll nicht einfach eine erdrückende Last sein, sondern er darf „mit Freudigkeit“ getan werden.

Rö.12.8:  „Der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit.“


Wer ist mein Nächster?

Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Luk.10.30 geht es um die Frage: „Wer ist mein Nächster?“ Die Not in der Welt ist so enorm gross und wir stehen ihr oft so hilflos gegenüber. Man erlebt beide Extreme, es gibt Menschen, die überall helfen wollen und dabei fast erdrückt werden. Das ist auch nicht der Wille Gottes (2.Kor.8.13). Andere sagen sich: „Da kann man sowieso nichts machen“ und verschliessen sich der Not ihrer Mitmenschen, dies ist noch weniger der Wille Gottes. Das erwähnte Gleichnis zeigt uns folgendes: Du kannst nicht überall helfen, tue das Nächstliegende! Der Herr überfordert uns nicht. Der Samariter, der den verwundeten Mann am Wege liegen sah, hatte alles dabei, was zu seiner Rettung erforderlich war. Er hatte Verbandstoff sowie Öl und Wein für die Wundversorgung, er hatte ein Lasttier, um ihn in die Herberge zu bringen, und er hatte auch Geld bei sich um den Wirt zu bezahlen. Er musste also nichts Unmögliches tun, sondern nur das, wozu er in seinem Innern bewegt war und wozu er auch die Möglichkeiten hatte. Er wurde nicht einmal stark beeinträchtigt in seiner Tätigkeit, denn es lag ja an seinem Wege, den er gehen wollte. Auch Paulus spricht in Eph.2.10 von guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. Lassen auch wir uns von der Barmherzigkeit leiten und unsere Gaben und Fähigkeiten, seien es geistliche oder natürliche, zur Ehre des Herrn so einsetzen, wie wir innerlich bewegt werden.


Handlungen aus Barmherzigkeit

Der Dienst der Barmherzigkeit hat verschiedene Ausdrucksformen, je nach der Not, die uns innerlich bewegt, kann es zum Beispiel eine der folgenden Handlungen sein:

Vergeben, Trösten, Helfen, Geben (Spenden), Unterstützen, Beherbergen, Einladen oder auch Fürbitte tun.

Gott gebe uns allen viel Weisheit, auch auf diesem Gebiet Seinen Willen zu erkennen und zu tun.

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