Das Geheimnis Christi
Daniel Schenk
Kol.4.2-4: „Haltet fest am Gebet, und wachet darin mit Danksagung, und betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür des Wortes öffne, das Geheimnis des Christus zu reden, dessentwegen ich auch gebunden bin, damit ich es kundmache, wie ich reden soll.“
Im neuen Bund sind folgende Geheimnisse erwähnt: Das Geheimnis des Glaubens 1.Ti.3.9; des Königreichs Mt.13.11; Israels Verstockung Rö.11.25; der 7 Sterne Off.1.20; Babylon Off. 17.5; des Weibes und des Tieres Off.17.7; Zungenreden 1Kor.14.2; dass nicht alle entschlafen 1.Kor.15.51; der Gesetzlosigkeit 2.Th.2.7; der Gottseligkeit 1.Ti.3.16.
Das „Geheimnis Christi“ ragt als das Meisterwähnte aus allen Geheimnissen heraus und wird auch als „das Geheimnis“ bezeichnet. Bei einem Geheimnis (griech. „Mysterion“) handelt es sich um etwas Verborgenes, um etwas, worüber man eine Offenbarung braucht. Deshalb hat der Apostel Paulus über das „Geheimnis Christi“ ja auch nicht nur geschrieben und gelehrt, sondern er hat in seinen Gebeten darum gerungen, dass die Heiligen zur Erkenntnis dieses Geheimnisses gelangen mögen. Als Voraussetzungen nennt er dabei „Liebe“, sowie „allen Reichtum an Gewissheit des Verständnisses“.
Kol. 2.1-3: „Denn ich will, dass ihr wisst, welch grossen Kampf ich habe um euch und die in Laodizea und alle, die mein leibliches Angesicht nicht gesehen haben, damit ihre Herzen getröstet werden, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit des Verständnisses zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, (das ist) Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind.“
Das Geheimnis Christi ist das himmlische Gegenstück zum Geheimnis Babylon (Off.17.5), welches in dieser Endzeit mehr und mehr Gestalt annimmt. Wir sehen „Babylon“ auch in dem fortschreitenden Zusammenschluss all der religiösen Organisationen, die ihre Wurzeln ganz oder teilweise in dem historischen Babylon haben. Ich möchte dabei auf die Nummer 2/96 der Zeitschrift „Inspiration“ verweisen, darin wurde das Thema „Babylon“ ausführlich behandelt. Heute sind Bestrebungen da, möglichst alle Gläubigen in dieses System einzubeziehen oder damit zu vernetzen. Man will den Leib Christi durch grosse Zusammenschlüsse sichtbar machen. Der Leib Christi ist aber nicht eine Organisation, sondern ein lebendiger Organismus. Es besteht eine gefährliche Tendenz, die Gläubigen in einem falschen, durch menschliche Organisation gemachten „Leib“ zusammenzuschliessen. Dies wird sich aber letztlich als das falsche Geheimnis entlarven, nämlich als das „Geheimnis Babylon“. Es ist deshalb wichtig, dass wir unsere Berufung kennen und mit dem „Geheimnis Christi“ vertraut sind, nur so können wir unsere Entscheidungen richtig treffen. Während das „Geheimnis Babylon“ dem Gericht und Untergang entgegengeht (Off.18.1-5), kommt für das „Geheimnis Christi“ die Zeit der Offenbarwerdung in seiner Fülle und Herrlichkeit. Das „Geheimnis Christi“ ist auch das „Geheimnis Gottes des Vaters“, weil Er allein es wusste und es in Seinem Herzen verborgen hielt. Es wird „Geheimnis Christi“ genannt, weil „Christus“ der Gegenstand des Geheimnisses ist und zwar Jesus Christus als Haupt und die Gemeinde als Sein Leib. Paulus nennt es oft einfach „das Geheimnis, das verborgen war“. In folgenden zwölf Schriftstellen redet Paulus vom „Geheimnis Christi“:
Rö.16.25: „Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart.“
1.Kor.2.7: „Sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, die Gott vorherbestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit.“
Eph.1.9: „Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens kundgetan nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgenommen hat in sich selbst für die Verwaltung (bei) der Erfüllung der Zeiten: alles zusammenzufassen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist – in Ihm.“
Eph.3.3: „Mir ist durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden, wie ich es oben kurz geschrieben habe.“
Eph.3.4: „Beim Lesen könnt ihr meine Einsicht in das Geheimnis Christi merken.“
Eph.3.9: „Und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war.“
Eph.5.32: „Dieses Geheimnis (Ehe) ist gross, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde.“
Eph.6.19: „(Betet) auch für mich, damit mir Rede verliehen werde, wenn ich den Mund auftue, mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums bekanntzumachen.“
Kol.1.26: „Es ist das Geheimnis, das von den Weltzeiten und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart werden ist.“
Kol.1.27: „Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Kol.2.2: „Damit ihre Herzen getröstet werden, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit des Verständnisses zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, (das ist) Christus.“
Kol.4.3: „Und betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür des Wortes auftue, das Geheimnis des Christus zu reden, dessentwegen ich auch gebunden bin.“
Sieben grundsätzliche Aussagen über das Geheimnis Christi:
- Es war in Gott verborgen, solange es Weltzeiten und Menschengeschlechter gibt. (1.Kor.2.7; Eph.3.5 /3.9; Kol.1.26).
- Es wurde dem Apostel Paulus als erstem für die Gemeinde geoffenbart und anvertraut. (Rö.15.16 / 16.25-26; Gal.1.12; 2.7; Eph.3.8+9).
- Anschliessend allen neutestamentlichen Aposteln und Propheten. (Eph.3.5; Gal.2.9).
- Gott will es allen Heiligen kundtun (Kol.1.26+27).
- Es handelt sich um eine Offenbarung:
Paulus hatte sie (Eph.3.3); er betete, dass alle sie empfangen (Kol.2.1-3). - Es soll verkündigt werden (Rö.16.25; Eph.6.19; Kol.4.3).
- Durch das Geheimnis Christi wurde das Wort Gottes (die Bibel) vervollständigt. Die Offenbarung Gottes an die Menschen ist gewachsen. Es ist nicht eines Tages eine vollständige Bibel vom Himmel gefallen. Über ca.1600 Jahre haben ca. 40 Autoren die 66 Bücher (39 AT, 27 NT) geschrieben, inspiriert durch den Heiligen Geist (2.Petr.20+21). Die letzte grosse Enthüllung war das „Geheimnis Christi“. Paulus konnte sich sogar in seinen Leiden (Gefängniszeit) freuen, als er den Sinn derselben erkannt hatte. Er musste das ergänzen, was der Gemeinde noch gefehlt hat, nämlich das geschriebene Wort über das „Geheimnis Christi“ (Kol.1.24-26). Dadurch, dass er im Gefängnis war, wurde die Botschaft, die sonst nur gepredigt worden wäre, in Briefen verfasst und ist so ein Teil unserer Bibel geworden.
Das Kernstück des Geheimnisses Christi
Eph.3.6: „Die Nationen sollen Miterben und Miteinverleibte sein und Mitgenossen der Verheissung in Christus Jesus.“
Es war immer die Absicht Gottes, auch die Heiden zu retten. Dies steht in den Propheten geschrieben und ist somit nicht „das Geheimnis“, von dem es heisst, dass es verborgen war, solange es Weltzeiten und Menschengeschlechter gibt. (Ps.22.28+29 / 86.9; Jes.25.7 / 42.1 / 52.15; Sach.8.22 etc.). Dass aber die Berufenen aus den Nationen zum „Leibe Christi“ gehören, und so aus gläubig gewordenen Juden und Heiden eine „neue Menschheit“ geschaffen und herangebildet wird, das war verborgen und das möchte Gott allen Heiligen offenbaren. Wir finden das „Geheimnis Christi“ nicht im „Alten Bund“, ja nicht einmal in den Evangelien. Jesus sagte selbst zu Seinen Jüngern in Joh.16.12+13: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; … und das Kommende wird er euch verkündigen“.
Erst nachdem die Obersten der Juden den Sohn Gottes endgültig ablehnten, indem sie den Zeugen Stephanus steinigten, offenbarte Gott dieses Geheimnis, dass die aus den Nationen in Christus Vollbürger und Hausgenossen Gottes sind (Eph.2.19). Es ist bezeichnend, dass ein junger Mann namens „Saulus“ (hebr. Name für Paulus) dabei als einziger namentlich erwähnt ist. Diesen hatte Gott sich ausersehen als Offenbarungsträger für die Nationen. In Gal.2.9 redet Paulus vom „Apostelkonzil“ in Jerusalem und sagt in bezug auf die Apostel folgendes:
„Und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen, sie aber unter die Beschnittenen.“
Die Gnade, die Paulus gegeben war, bestand nach Eph.3.8+9 in seinem Auftrag, den Nationen das Geheimnis Christi kundzutun. Anfänglich hatte den übrigen Aposteln das Verständnis für den Dienst und die Botschaft des Paulus unter den Heiden gefehlt. Eine diesbezügliche Wende sehen wir speziell beim oben erwähnten „Apostelkonzil“ (Apg.15).
Königreich oder Gemeinde?
Das Reich Gottes umfasst verschiedene Heilsepochen oder Haushaltungen. Eine davon ist die Zeit der Gemeinde (Geheimnis Christi), eine andere ist das Königreich (1000-jähriges Reich). Die Aussagen der alttestamentlichen Propheten und auch der Evangelien haben im Hörer und Leser die Königreichs-Erwartung geweckt. Etwas anderes war nicht verheissen und offenbart, als dass durch den kommenden Messias ein Friedensreich aufgerichtet wird, dessen Kernvolk Israel sein wird und in dem sie die Führungsaufgabe zum Heil der übrigen Völker haben. Deshalb verstehen wir die Jünger, dass sie den Herrn Jesus immer wieder eindringlich nach dem Zeitpunkt der Offenbarwerdung dieses Reiches gefragt haben. Sie hatten erkannt, dass Jesus der König dieses verheissenen Reiches ist und da Er jetzt leibhaftig unter Ihnen war, erwarteten sie dessen bevorstehenden Anbruch. Beim Einzug in Jerusalem, als das Volk Jesus als König feierte, stimmte für sie alles. Als Jesus aber wenige Tage später gekreuzigt wurde, konnten sie das nicht mehr einordnen. Sie hatten nicht erkannt oder nicht erkennen wollen, dass Christus auch leiden musste. Die Verheissungen, dass Jesus als der König dieses verheissenen Reiches Israel regieren wird und von da aus die ganze Menschheit gesegnet und zum Heil geführt wird, wurde von Gott nicht annulliert, sie wird im „Tausendjährigen Reich“ erfüllt. Weil Israel aber damals seinen König nicht erkannt, ja sogar abgelehnt und getötet hat, kam Gericht und Verstockung über sie (Matth.23.37-39). Gott lässt sich aber in Seinem Heilswillen nicht aufhalten, auch nicht durch widerspenstige Menschen. Er offenbarte daraufhin das „Geheimnis Christi“, dass die aus den Nationen Mitteilhaber und Miterben der geistlichen Segnungen „in Christus“ sind. Nicht die Verwaltung des zukünftigen Reiches wurde den Nationen gegeben, in bezug auf diese Bestimmung heisst es in Rö.11.29: „Denn Gottes Gnadengaben und Berufung sind unwiderruflich“. Die Berufung für das irdische Reich gehört Israel. Aber die himmlische Berufung, als Glieder den wunderbaren Leib Christi zu bilden und an Seiner Herrlichkeit und Herrschaft Anteil zu haben, dieses Losteil gehört der Gemeinde. Auch die Entrückung der Gemeinde gehört zum Geheimnis Christi. Das, was vorher bereits geoffenbart war, bezieht sich auf Jesu Wiederkunft auf den Ölberg für Israel, die Gemeinde erwartet Ihn früher. Für uns ist Er auch mehr als nur der König, Er ist unser Herr und Haupt, mit dem wir durch den Heiligen Geist als zu einem Leibe Getaufte aufs innigste verbunden sind.
Der Inhalt der Verkündigung des „Geheimnis Christi“
Es wird geoffenbart, dass die Gemeinde der Leib Christi ist (1.Kor.12.27) und dass dieser Leib durch die ihm gegebenen Dienste und Gaben auferbaut wird bis zu seiner vollen Zahl und geistlichen Reife. Dieses Geheimnis wird verkündigt bis zur Entrückung der Gemeinde. Die Verkündigung dieses Geheimnisses führt die Gläubigen in die himmlische Herrlichkeit entsprechend ihrer himmlischen Berufung. Während Israel ein irdisches Volk ist, ist die Gemeinde eine himmlische Körperschaft und hat ihr Bürgerrecht in den Himmeln, von wo sie ihren Herrn und Retter erwartet (Phil.3.20+21). Die Gemeinde ist in Christus gesegnet mit allen geistlichen Segnungen (Eph.1.3). Sie wird in den zukünftigen Weltzeiten (Äonen) Verwaltungsaufgaben haben (Eph.1.9 ff; 1.20-23; Off.20.6) und wird in der jetzigen Zeit auf diese vorbereitet. Was sie zu lernen hat, ist in erster Linie, sich von ihrem Haupte Jesus Christus durch den Heiligen Geist leiten zu lassen und sich Ihm zu unterordnen. Das Wort „Verwaltung“ griechisch „oikonomia“, wird in der Elberfelder Studienbibel wie folgt erklärt:
„Die Verwaltung oder Haushaltung Gottes meint die Leitung und den von Gott bestimmten Ablauf der Heilsgeschichte und die darin stattfindende Verwaltung der Gnade (1.Tim.1.4). Oikonomia bezeichnet im akt. Sinn die verwaltende Tätigkeit des Besitzers oder des Verwalters und im pass. Sinn das, was verwaltet wird, die Verwaltung oder Ordnung des Hauses, die Gestaltung. In Eph.1.10; 3.9 ist mit der Verwaltung oder Haushaltung ebenfalls die Lenkung der Heilsgeschichte mit dem Ziel gemeint, bei der „Erfüllung“ oder Vollzahl der Zeiten „alles zusammenzufassen in dem Christus“. Dies ist der göttliche Vorsatz und Plan, der durch die Haushaltung erfüllt werden soll“ (Ende Zitat).
Das im NT gebrauchte griechische Wort für die Gemeinde heisst „Ekklesia“ und bedeutet „die Herausgerufene“. Die Gemeinde besteht aus Heiligen, die der Herr aus der Menschheit herausgerufen hat und die Seinem Ruf auch gefolgt sind.
Auferbauung durch die Dienste und Gaben
Zu Ihrer Zubereitung hat der Herr der Gemeinde Dienste und Gaben gegeben. Die fünf Dienste nach Eph.4.11 sind: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Diese sind nicht da, um den Gemeindedienst so zu verrichten, dass die Heiligen nur untätige Zuhörer sind. Eph.4.12 sagt klar die Aufgabe der Dienste: „Um die Heiligen zuzurüsten für das Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi“.
Durch die genannten fünf Dienste geschieht:
a) Die Verkündigung des vollen Evangeliums mit Bekehrung (Busse), Taufe, Wiedergeburt, Geistestaufe, Geistesgaben, Heilung, Befreiung (Rö.15.18+19).
b) Die Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi (1.Kor.12.28; Eph.4.11+12).
Die geistlichen Gaben sind der Gemeinde zu ihrer Erbauung gegeben. (Rö.12.4-8; 1.Kor.12.7-11; 14.3-5; 14.12; 14.26). Die Leiter sollen die Gläubigen dazu ermuntern und auch anleiten, die Gaben zu entfachen und richtig anzuwenden. Nach Eph.4.16 geschieht das Wachstum des Leibes Christi durch jedes Glied, das seinen Dienst entsprechend seiner Zuteilung verrichtet. Auch das ist ein Teil, und zwar ein äusserst wichtiger, des „Geheimnis Christi“. Es geht dabei um die Verwirklichung oder Verwaltung, wie es in Eph.3.9 steht.
In Christus
Durch das „Geheimnis Christi“ wurde geoffenbart, dass die Heiligen „in Christus“ sind. Es gäbe eine lange Liste, würden wir hier alle Verheissungen aufzählen, die mit „in Christus“ oder „in Ihm“ im Zusammenhang stehen. Stellvertretend für alle diese herrlichen Verheissungen seien hier lediglich drei Stellen aus dem Epheserbrief erwähnt:
1.3: „Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus!“
2.6: „Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus.“
2.10: “ Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
„In Christus“ sein ist mehr als Christus angehören. Es kann uns etwas als Eigentum gehören und von uns auch sehr rege gebraucht und geschätzt werden, wie z.B. unsere Uhr, trotzdem ist dieser Gegenstand nicht ein Glied von unserem Leibe. Nur was organisch als Glied des Leibes mit dem Haupte verbunden ist, wird von dort aus geleitet und hat Anteil an der wunderbaren Versorgung und Erneuerung, die in Liebe geschieht. Im „Geheimnis Christi“ wurde uns geoffenbart, dass wir Glieder des Leibes und somit „in Christus“ sind. Wir erlangen diesen Stand durch Annahme der göttlichen Berufung. Unsere Schritte: Umkehr (Busse), Glaube, Taufe, Nachfolge. Gottes Handeln an uns: Wiedergeburt, Geistestaufe, Heiligung.
Vater
Hl.
Sohn Geist
Die Gemeinde als Leib Christi ist „in Ihm“. Jedes einzelne ist ein Glied an Seinem Leibe. 1.Kor.12.27
Die nachstehende Aufstellung zeigt, in welchen Büchern der Bibel die beiden Ausdrücke „Geheimnis Christi“ und „in Christus“ gebraucht werden. Daraus sehen wir, dass es sich nicht nur um ein neutestamentliches, sondern geradezu um ein paulinisches Thema handelt, welches uns aus den Nationen ganz besonders interessieren muss.
„Geheimnis Christi“ “ in Christus“
- Alter Bund 1’155 Seiten 0 0
- Evang. & Apg. 188 “ 0 0
- Paulusbriefe 84 “ 12 X 65 X
- Übrige Briefe 32 “ 0 4 X
- Offenbarung 21 “ 0 0
Was bewirkt der Dienst der Gemeinde?
- Gott wird verherrlicht (Eph.1.12+14).
- Das Evangelium wird verkündigt um den Leib Christi aus allen Nationen herauszurufen (Apg.15.14).
- Die Gemeinde wird erbaut (Eph.4.16) (inneres und äusseres Gemeindewachstum Apg.9.31).
- Den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt wird die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan (Eph.3.10+11).
- Das Reich Satans wird niedergerissen (2.Kor.10.4+5; Eph.6.12).
- Bei der Vollendung der Gemeinde wird die Decke von Israel weggenommen (Rö.11.25+26).
- Die Verwaltung der zukünftigen Weltzeiten (Äonen) ist der Gemeinde als Leib Christ anvertraut (Rö.8.19-21; 1.Kor.6.2+3;
Eph.1.10; 2.7; 3.21; Kol.1.18-20).
Das Geheimnis Israel richtig einordnen
Um das Geheimnis Christi zu begreifen, brauchen wir auch ein Verständnis für das Geheimnis der Verstockung Israels. Eph.3.6 ist eine eigentliche Schlüsselstelle in bezug auf das Geheimnis Christi. Darin schreibt Paulus von denen aus den Nationen nicht als von Alleinerben, -einverleibten und -genossen, sondern von Miterben etc. Dieses „Mit“ bezieht sich auf die Berufenen aus Israel. Das Geheimnis Christi ist mit dem „Geheimnis Israel“ verbunden, wie es Paulus in Römer 11 beschreibt. So geht denn der Belehrung über das Geheimnis Christi in Eph.3 auch eine klare Stellungnahme zu der Frage Juden/Nationen voraus (Eph.2.11-22). Die Juden oder Israeliten haben in Christus die gleiche Stellung wie die aus den Nationen. Sie erlangen diesen Stand aber auch nur aus Gnaden, gleich wie die aus den Nationen. Ihre Volkszugehörigkeit und Beschneidung sind dabei weder ein Vorteil noch ein Nachteil (Gal.6.15). Dies bezieht sich auf den Stand in Christus. Die Verheissungen für das Land und für das zukünftige Friedensreich gehören aber dem Volk Israel. Diese können sich jedoch erst erfüllen, wenn das Geheimnis Christi das Vollmass erreicht hat. Auch darin sehen wir die enge Verbindung zwischen Geheimnis Christi und dem Geheimnis Israel. Wir dürfen diese beiden „Berufungen“ nicht durcheinander mischen oder gar das „Erbe Israels“ an uns reissen wollen, wie es bekanntlich im Laufe der Kirchengeschichte leider gemacht wurde. Alles neutestamentliche Heilsgeschehen hat bei Israel begonnen und alle Segnungen waren ihnen geschenkt:
Rö.9.4+5: „Sie sind ja doch Israeliten, denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit, die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheissungen zuteil geworden sind, denen die Erzväter angehören und aus denen der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen.“
Hätten sie Jesus Christus als ihren König angenommen, dann hätte der ganze Segen durch sie zu den Nationen fliessen können. Sie hatten die Kreuzigung von Jesus gefordert, trotzdem bezeugte sich Gott weiter unter ihnen. Ich denke an die Auferstehung, an Himmelfahrt und ganz besonders an Pfingsten. Ereignisse, die nicht verborgen bleiben konnten. Obwohl viele aus dem Volke glaubten, blieben die verantwortlichen Führer verstockt und öffneten sich dem Evangelium nicht. Durch Stephanus hat Gott ihnen nochmals die ganze Situation vor Augen geführt und sie zur Busse aufgerufen. Sie haben sich jedoch dagegen entschieden, den Zeugen Stephanus gesteinigt und damit ihre Ablehnung manifestiert. Hinfort konnte das „Geheimnis Christi“ als Evangelium unter den Nationen verkündigt werden (Apg.13.45-48).
Zeitrahmen für das Geheimnis Christ
Das „Geheimnis Christi“ wird verkündigt von der Zeit der Verwerfung des Messias durch Israel bis zur Entrückung der Gemeinde, sobald diese ihr Vollmass sowohl zahlenmässig als auch an geistlicher Reife erlangt hat.
Zusammenfassend
Warum Geheimnis? Es war den Propheten und Israel verborgen.
Seit wann und wo verborgen? Seit ewigen Zeiten in Gott.
Wann und wem geoffenbart? Durch den Apostel Paulus kundgetan. Anschliessend allen Aposteln und Propheten. Alle Heiligen sollen es erkennen.
Was ist der Inhalt? Die Gläubigen aus den Nationen gehören zum Leib Christi.
Durch was verwaltet und erbaut? Durch die fünf Dienste und durch die Geistesgaben.
Welche Zeit betrifft es? Von der „Verwerfung Israels“ bis zur Entrückung der Gemeinde.
Wir sollten für jeden geisterfüllten Menschen beten, dass er eine Offenbarung über das Geheimnis Christi empfängt. Besonders für die, bei denen wir eine Berufung zum Dienst erkennen.
Wir sehen drei Wachstumsschritte:
- Offenbarung/Erkennen Eph.3.3
- Verständnis/Einsicht Eph.3.4
- Verwaltung/Ausführung Eph.3.9
Das Geheimnis Christi ist ein Teil von Gottes ewigem Heilsratschluss und gründet auf dem Kreuz und Blut Jesu. Daran, dass es sich um den „Leib Christi“ handelt, erkennen wir die Wichtigkeit und die grosse Gnade, die gerade uns aus den Nationen zuteil wurde. Lasset uns Gott aus tiefstem Herzen dafür danken, Amen.
Dieser Text ist bereits erschienen in der Zeitschrift „Inspiration“ (3/96) im Aug. 1996 sowie im „Wandel im Licht“ im März und April 1997.