Das Urbild des Heiligtums
Daniel Schenk
In 2. Mose 25 lesen wir, wie Gott dem Mose Anweisungen gegeben hat in bezug auf den Bau des Heiligtums und wie Er ihm folgende Ermahnung gab:
2.Mo.25.40: „Und sieh zu, dass du alles nach dem Urbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist!“
2.Mo.25.8+9: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne. Nach allem, was ich dir zeige, nämlich dem Urbild der Wohnung und dem Urbild all ihrer Geräte, danach sollt ihr es machen.“
Im neuen Bund wird in zwei Schriftstellen auf dieses Ereignis Bezug genommen. Die eine Stelle ist Apg.7.44, in der Stephanus in seiner Verteidigungsrede kurz vor seiner Steinigung diese Aussage aus 2.Mo.25.40 zitiert.
Apg.7.44: „Unsere Väter hatten das Zelt des Zeugnisses in der Wüste, wie der, welcher zu Mose redete, befohlen hatte, es nach dem Muster zu machen, das er gesehen hatten.“
Die andere Schriftstelle ist Hebr.8.5, diese steht im Zusammenhang mit einer Erklärung des irdischen, alttestamentlichen Heiligtums, welches ein Abbild des himmlischen Heiligtums ist.
Hebr.8.4+5: „Wenn Er (Jesus) nun auf Erden wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil die (Priester) da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen – die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, das Zelt aufzurichten; denn sieh zu, spricht Er, dass du alles nach dem *Muster machst, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist!“
* Das griechische Wort für Muster heisst „Typos“ und bedeutet Vorbild, Bild, Muster, Prägung oder Modell. Im technischen Sinn, als Vorlage für die Stiftshütte, bedeutet es „Modell“.
Das Modell
Gott hat somit dem Mose ein Modell oder einen Plan gezeigt und ihn damit beauftragt, ein Abbild dessen, was er gesehen hat, als sichtbares Heiligtum unter Seinem Volk auf Erden anzufertigen. Wir staunen, wenn wir den Bericht in 2.Mose 25 lesen, welch genaue Anweisungen Gott dem Mose gegeben hat. Bis in die Details sind alle Gegenstände des Heiligtums beschrieben. Mose durfte die Geräte nicht einfach irgendwie nach seinem Gutdünken anfertigen lassen, sondern hatte sich genau an dem Modell zu orientieren, das ihm auf dem Berge gezeigt worden war.
Das wahre Heiligtum
Wir wissen, dass jedes Detail des irdischen, alttestamentlichen Heiligtums eine Bedeutung und eine prophetische Aussage hat. Gott liess sich mit der Stiftshütte gewissermassen ein Modell erstellen, so wie es ein Bauherr tut, der ein wichtiges Objekt baut. In diesem Sinne wurde das alttestamentliche Heiligtum von Gott gebraucht, als ein Modell, das auf etwas hinweisen sollte, das erst in späterer Zeit gebaut werden sollte – auf das „Himmlische Heiligtum“. Der Hebräerbrief hält diese beiden „Gebäude“ klar auseinander. Er redet vom irdischen Heiligtum und vom himmlischen Heiligtum. Jeder Gegenstand, auch jedes Gerät und jedes Gefäss, das zum alttestamentlichen Heiligtum gehörte, war ein Gegenstück (Abbild) des wahrhaftigen, himmlischen Heiligtums.
Hebr.9.21-23: „Aber auch das Zelt und alle Gefässe des Dienstes besprengte er (Mose) ebenso mit dem Blut; und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergiessen gibt es keine Vergebung. Es ist nun nötig, dass die Abbilder der himmlischen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.“
Gott hat dem Mose dort das Vorbild, Urbild oder Plan des himmlischen Heiligtums gezeigt und ihn angewiesen, ein genaues Abbild davon zu machen.
Was hat Gott dem Mose gezeigt?
Was war es, das Mose dort schauen durfte? Wenn wir den Zusammenhang anschauen, sehen wir, dass Gott ihm das Bild oder den Plan der Gemeinde gezeigt hat. Denn die Gemeinde ist ja das wahre Heiligtum oder der Tempel Gottes.
Hebr.9.24: „Denn Christus ist nicht hineingegangen in ein mit Händen gemachtes Heiligtum, ein Gegenbild des wahren Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen.“
Hebr.8.1+2: „Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, als Diener des Heiligtums und des wahrhaftigen Zeltes, das der Herr errichtet hat, nicht ein Mensch.“
Hebr.9.11.12: „Christus aber ist gekommen, als Hohepriester der zukünftigen Güter und ist durch das grössere und vollkommenere Zelt – das nicht mit Händen gemacht, das heisst, nicht von dieser Schöpfung ist – und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen.“
1.Kor.3.16+17: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.“
2.Kor.6.16: „Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes.“
Eph.2.20-23: „Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In Im zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.“
Diese Stellen zeigen uns, wer der „neutestamentliche“ Tempel oder das wahre Heiligtum ist. Es ist die Gemeinde, der Leib Christi. Wenn nun schon Mose, der damit beauftragt war, ein Abbild des wahren Heiligtums zu bauen, darauf acht geben musste, dass er alles genau einhielt und jede Weisung beachtete, wie viel mehr müssen wir, die wir im neuen Bund leben und jetzt damit beauftragt sind, den wahren Tempel zu bauen, nämlich den Leib Christi, darauf achten, dass wir alles nach dem Plan Gottes ausführen.
Hebr.3.5+6: „Und Mose war zwar in seinem ganzen Hause als Diener treu – zum Zeugnis von dem, was verkündigt werden sollte -, Christus aber als Sohn über sein Haus. Sein Haus sind wir, wenn wir die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.“
Sind wir da nicht überfordert?
Sind wir mit diesem Auftrag nicht überfordert? Ich denke nicht. Gott weiss was Er tut. Er hat den Heiligen Geist beauftragt uns zu leiten und Er hat uns als Haupt den Herrn Jesus Christus gegeben, der ja der Verwalter des wahren Heiligtums ist. Als Glieder des Leibes Christi müssen wir sehr darauf achten, dass wir nicht eigene Wege gehen, nicht eigene Pläne verwirklichen und eigene Ideen ausführen. Wir müssen uns leiten lassen vom Haupt und von Heiligen Geist. Schon beim Bau des alttestamentlichen Heiligtums gab es Menschen, die sehr begnadet waren, die vorgeschriebenen Arbeiten auszuführen. So hat Gott auch uns im neuen Bund die Gnadengaben gegeben, die uns befähigen, den Tempel Gottes zu bauen. Es ist für uns wichtig, dass wir mit der gleichen Ehrfurcht den Tempel des neuen Bundes bauen, mit der einst Mose und seine Mitarbeiter die Stiftshütte bauten. Aus 2. Chronik 4.7 sehen wir, dass sich auch Salomo, als er ca. 550 Jahre später den Tempel baute, bei der Anfertigung der Geräte an die Vorschriften hielt, die dem Mose gegeben worden waren.
Nicht ohne Offenbarung bauen!
Wenn schon Mose, der eine Nachbildung des wahren, himmlischen Heiligtums zu bauen hatte, eine klare Offenbarung brauchte und auch empfing, wie viel mehr brauchen wir Offenbarung über den Plan Gottes, die wir die Gnade haben, den wahrhaftigen Tempel des neuen Bundes, die Gemeinde, bauen zu helfen.
1. Petr. 2.5: „Lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum.“