Dem Lamme folgen
Daniel Schenk
Off.14.4: „Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.“
Es geht in diesem Artikel nicht um die Frage, wer die in Off.14 erwähnte Schar ist. Ich weiss, dass es diesbezüglich verschiedene Auslegungen gibt. Ich zitiere dieses Schriftwort um aufzuzeigen, dass es darum geht, in diesem Leben dem Lamme nachzufolgen, wenn wir am Ende da sein wollen wo unser Herr ist.
Jesus ist das Lamm Gottes
Jesus wird als der Löwe Judas bezeichnet. Das weist auf seine Stellung als König und Eroberer (Rückeroberung des Reiches) hin. Er wird aber auch als das Lamm Gottes bezeichnet. Das weist auf seine Stellung als Opfer hin. Viele sind bereit, Jesus dem König zu folgen. Wir wollen aber auch bereit sein, ihm in der Gestalt des Lammes zu folgen. Johannes der Täufer hat die Wirksamkeit von Jesus angekündigt mit den Worten:
Joh.1.29: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“
Auch Petrus redet vom Lamm:
1.Petr.1.18+19: „Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken.“
Jesus sagte: „Lernet von mir“. Auch wir wollen uns in der „Lammesnatur“ üben.
Der gute Hirte
Jesus ist sowohl Lamm als auch Hirte. Er hat sich selber als der gute Hirte bezeichnet, der seine Schafe leitet und ihnen vorangeht. Seine Zuhörer haben diese bildliche Rede vom Hirten und den Schafen verstanden, denn sie lebten in einer Gegend, in der es viele Herden und viele Hirten gab. Hirt und Herde waren schon immer ein göttliches Prinzip. Mose, der in der Weisheit der Ägypter erzogen und gebildet und ein mächtiger Mann in Ägypten war, musste zuerst noch vierzig Jahre „Schafologie“ studieren, bevor er der Führer des Volkes Gottes werden konnte.
Hören
Joh.10.27: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“
Wer dem guten Hirten folgen will, muss lernen, auf seine Stimme zu hören. Die Schafe orientieren sich nicht an der äusseren Erscheinung des Hirten, sondern an seiner Stimme. Das haben Versuche bewiesen, die von Hirten gemacht wurden, indem sie die Kleider ausgetauscht haben. Wenn sie anfingen zu reden, haben die Schafe sofort ihren Hirten erkannt. In Off.13.11 lesen wir von einem Tier, das aussieht wie ein Lamm, aber redet wie ein Drache. Hier geht es um die endzeitliche Verführung. Wer sich am Äusseren orientiert, wird verführt werden. Wer aber gelernt hat, auf die Stimme des Hirten zu hören, wird bewahrt.
Nachfolgen
Zur Zeit der ersten Gemeinde wurde die Nachfolge Jesu „der Weg“ genannt. Diese Bezeichnung finden wir in Apg.9.2; 19.9+23; 24.14+22. „Weg“ hat mit wandeln oder eben Nachfolge zu tun. Bei den Jüngern war diese Nachfolge ganz praktisch und zwar Schritt für Schritt. Wo er hinging, da gingen sie auch hin und was er erlebte, das erlebten sie mit. Nebst den Zwölf und den Siebzig waren es jeweils noch viele andere, die ihm folgten. Aber sie waren nicht alle vom „Weg“. Wenn es Probleme gab oder wenn Jesus Aussprüche tat, die den Menschen nicht genehm waren, lichteten sich die Reihen der begeisterten Nachfolger oft ganz schnell. Am krassesten war es dann in Jerusalem, wo ihn eine grosse Menschenmenge jubelnd empfangen hatte und plötzlich nur noch solche um ihn waren, die seine Kreuzigung forderten. Sogar Petrus war so entmutigt, dass er Jesus verleugnet hat.
Leiden
Wie es damals war, so ist es heute noch. In der Nachfolge gibt es nicht nur Zeiten des Triumphes, sondern oft geht es auch durch Tiefen. Jesus hat darauf hingewiesen, als er folgende Worte sagte:
Mark.8.34: „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!“
Auch Petrus weist darauf hin, dass die Nachfolge einen Preis hat:
1.Petr.2.21: „Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“
Gewiss gibt es auf dem Weg mit Jesus herrliche Dinge zu erleben und es gibt viele Zeiten der Freude, die wir nicht missen möchten. Aber wir wollen nicht Menschen sein, die ihm nur um der Vorteile willen nachfolgen, sondern aus Liebe zu ihm. Die Menschen, die einst mit ihm am Ziel sein werden sind solche, die dem Lamme folgen, wohin es auch geht.
Als ich sechzehn Jahre alt war, habe ich am Unterweisungskurs ein Büchlein bekommen mit dem Titel „Der Weg dem Lamme nach“ von Georg Steinberger. Dieses Büchlein hat mich sehr angesprochen und geprägt. Ich möchte auch einer von denen sein, die dem Lamme folgen bis an das Ziel und zwar „wohin es auch geht“. Ich möchte nämlich die Ewigkeit da verbringen, wo das Lamm Gottes ist und in seiner Herrlichkeit. Darum will ich auch den Weg lieben, den er mit mir geht.
Nachfolge bedeutet auch Schutz
Als die Israeliten das verheissene Land einnehmen sollten, liessen sie sich von zehn Kundschaftern durch deren Unglauben anstecken, wurden verzagt und fingen an zu murren. Dadurch ist der Schutz Gottes von ihnen gewichen und sie wurden von den Amalekitern und Kanaanitern geschlagen (4.Mo.14.43-45).
Den Grund dafür lesen wir in 4.Mo.14.43: „Weil ihr euch von der Nachfolge des HERRN abgewandt habt, wird der HERR nicht mit euch sein.“
und auch in
4. Mo.32.11: „ Denn sie sind mir nicht treu gefolgt.“
Josua und Kaleb aber kamen in das verheissene Land, den Grund dafür finden wir in den nächsten Versen:
4.Mo.32.12: „Ausgenommen Kaleb, der Sohn des Jefunne, der Kenasiter, und Josua, der Sohn des Nun; denn sie sind dem HERRN treu nachgefolgt.“
Josua 14.8: „Meine Brüder aber, die mit mir hinaufgezogen waren, machten das Herz des Volkes verzagt; ich aber bin dem HERRN, meinem Gott, treu nachgefolgt.“
Auch der neue Bund redet von diesem Schutz der Nachfolge:
Joh.9.12: „Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Joh.17.12: „ Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“
Lohn der Nachfolge
Die Nachfolge mag uns nach menschlichen Massstäben Nachteile einbringen. Im Lichte Gottes gesehen bringt sie aber Vorteile und Jesus hat denen, die ihm nachfolgen, grossen Lohn verheissen:
Lukas 18.28-30: „Petrus aber sprach: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen der nicht Vielfältiges empfangen wird in dieser Zeit und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“
Preis für die Nachfolge
Viele unserer Brüder und Schwester haben in der Vergangenheit und in der Gegenwart einen höheren Preis bezahlt als die meisten von uns. Wir sind dankbar für die ruhige Zeit, wollen sie aber nicht für das Fleisch benutzen.
In der Schweiz ist im Jahr 2007 ein sogenanntes „Täuferjahr“. Man gedenkt der schlimmen Zeit die von 1527 bis ins 18. Jahrhundert dauerte, wo die Täufer besonders im Kanton Bern und im Emmental durch die Obrigkeit und die Kirche grausam und blutig verfolgt wurden. Ich gebe anschliessend ein gekürztes Zeugnis eines dieser Brüder wieder:
Bendicht Brechbühls Bericht:
Es war Im Jahre 1709, den 12. Januar, dass die Obrigkeit von Bern 7 Professoren mit einem Gerichtsdiener früh morgens zu meinem Hause geschickt hat, was uns in grossen Schrecken brachte, so dass ich mit meiner Hausfrau mich zu verstecken suchten. Ich verbarg mich unter einem Heuhaufen. Sie durchsuchten mein Haus an allen Orten. Endlich kamen sie auch hinter das Heu und stachen mit ihrem Degen hinein, so dass sie auf mich stiessen und spürten, dass jemand darin war. Da kam ich hervor und sie griffen mich und fragten mich um meinen Namen und ob ich Prediger sei, was ich ihnen bekannte. Dann führten sie mich in meine Stube, da gab mir der Diener eine Ohrfeige und band mir die Hände auf meinen Rücken zusammen und führte mich aus meinem Haus. Da haben meine Kinder so erbärmlich geschrien und gejammert, dass ein Herz von Stein, wie man sagt, sich darob erbarmt hätte. Aber die Profosen hatten grosse Freude, dass sie mich erwischt hatten. So führten sie mich von da nach der Stadt Bern mit 2 andern Brüdern und brachten uns in die Gefangenschaft und das in dem sehr langen und kalten Winter. Nach 6 oder 7 Tagen brachten sie mich in ein ander Gefängnis. Dort schlossen sie mich in eiserne Fesseln. Unterdessen hatte die Obrigkeit denen, die mich gefangen hatten, 100 Taler gegeben, welche die Meinigen aus meinem Vermögen wieder bezahlen mussten. Nach 2 Tagen brachten sie mich wieder in den Turm und setzten mich in ein besonders Loch und schlossen mich da an eine eiserne Kette. Da lag ich so 18 Wochen lang. Darnach führten sie mich mit allen andern Gefangenen in den Spital (Insel). Da mussten wir von morgens 4 Uhr bis abends 8 Uhr an der Wolle arbeiten und sie speisten uns mit Brot und Wasser, liessen uns daran aber keinen Mangel leiden. Das hat so 35 Wochen gedauert. Die übrigen 10 Wochen war die Arbeit leichter. So war die ganze Zeit meiner Gefangenschaft in Bern 1 Jahr, 7 Monate und 7 Tage. Das geschah im 44. und 45. Jahr meines Alters.
Bendicht Brechbühl, gebürtig aus dem Emmental. (Lehrer und Ältester in Trachselwald).
Bendicht Brechbühl wurde dann zusammen mit einer ganzen Gruppe von Täufern auf ein Schiff gebracht, um über Amsterdam nach Amerika ausgeschafft zu werden, ohne Familie und ohne einen „Batzen“. Die Holländer haben dann die Gruppe in Nimwegen befreit und in Amsterdam wurde der vorliegende Bericht gegeben. Viele andere wurden getötet, auf die Galeeren verschickt oder schmachteten viele Jahre im Kerker.
Auch heute hat es in vielen Teilen der Welt Brüder und Schwestern, die unter Verfolgung leiden und einen hohen Preis dafür bezahlen, dass sie dem Lamme folgen. Wir wollen auch ihrer gedenken.