Bibel-Themen

eine Sammlung von Beiträgen zu biblischen Themen

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Entrückung

Daniel Schenk

 

„Ich weiss gar nicht, wo sie die Lehre von der Entrückung hernehmen.“

  Der Mann, der dies gesagt hat, hat ein starkes Anliegen für das Reich Gottes und für das Kommen des Herrn auf diese Erde. Er hat dabei Schriftstellen aus den Evangelien zitiert wo Jesus von seiner Wiederkunft sprach. So z.B. von „der Zeit der Ernte“ (Matth.13.30), wo zuerst das Unkraut gebündelt und dann erst der Weizen gesammelt wird. Es scheint, dass er für die Entrückung der Gemeinde keine Sicht hat.

 Auch die folgende Aussage habe ich schon gehört: „Viele Gläubige warten darauf, so schnell wie möglich in den Himmel entrückt zu werden, dabei möchte Jesus auf diese Erde kommen, um sein Reich aufzurichten.“

  Stehen wir wirklich neben den Schuhen, wenn wir auf die Entrückung warten?

  Ich fühlte mich veranlasst, neu die Schriftstellen nachzulesen, die von der Entrückung der Gemeinde, reden.

  Auf den ersten Blick scheint es tatsächlich nicht so einfach, die Schriftstellen über die beiden prophetisch angekündigten Ereignisse, nämlich die Entrückung der Gemeinde einerseits und das Kommen des Herrn auf den Ölberg andererseits zu unterscheiden.

  Eine gute Hilfe, um dieses Thema besser zu verstehen, ist die grafische Darstellung im „Bibel-Panorama“ (Hänssler-Verlag).

  Es ist notwendig, dass wir das heilsgeschichtliche Handeln Gottes mit Israel einerseits und das mit der Gemeinde andererseits in unsere Betrachtung einbeziehen. Ich möchte deshalb vorab ganz kurz auf dieses eingehen.

 

Die grosse Wende in der Heilsgeschichte

In Apg. 7 wird berichtet von einem heilsgeschichtlichen Ereignis von grosser Tragweite sowohl für Israel als auch für die Nationen. Stephanus stellte den Obersten des Volkes in einer flammenden Rede nochmals Gottes Plan und Handeln mit Israel und auch ihre Schuld betreffend der Kreuzigung Jesu vor Augen. Doch statt Busse zu tun, verhärteten sie sich und steinigten ihn. In diesem Zusammenhang tritt erstmals Paulus auf den Plan. Diesen hatte sich Gott dazu erwählt, das Geheimnis der Berufung der Nationen zu offenbaren. Lesen wir, was er selbst dazu schreibt:

Eph.3.3-9: „Denn mir ist durch Offenbarung das Geheimnis zu erkennen gegeben worden – ….  das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht zu erkennen gegeben wurde: … Die Nationen sollen nämlich Miterben und Miteinverleibte sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin….. Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, … was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war.“

  Am Tage der Steinigung von Stephanus brach eine grosse Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem aus und die Gläubigen wurden zerstreut. Ab Apg.7 wendet sich das Wirken Gottes den Nationen zu (inkl. Bekehrung von Paulus in Apg.9). Im Jahr 70 n.Chr. wurde Jerusalem zerstört.

  Wir leben immer noch in der Heilsordnung der Gemeinde und die Entrückung des Leibes Christi bildet den Abschluss davon. Die grosse Drangsal, die nach der Entrückung anbricht, gehört bereits zu der Heilsordnung Israels. Es handelt sich um die in Daniel 9.2 angekündigte siebzigste Jahrwoche. Diese endet mit dem Kommen des Herrn auf den Ölberg. Wenn man von dem Zeitpunkt ausgeht, als das Wort von Gott aus erging, die Mauer Jerusalems zu bauen (ca. 450 v.Chr. durch Nehemia), kommt man auf 69 Jahrwochen (483 Jahre) bis zur Kreuzigung von Jesus (Dan.9.25+26). Die siebzigste Jahrwoche steht noch bevor.

 

Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit (auf den Ölberg)

Jesus hat in seinen Erdentagen oft von der Endzeit und von seiner Wiederkunft geredet. Dabei hat er aber vor allem von der Wiederkunft für Israel gesprochen, wenn er kommen wird, um das 1000-jährige Reich aufzurichten.

  Wir finden in den Evangelien nur wenige Aussagen, die sich auf die Entrückung beziehen. Aber der Sinn mancher Gleichnisse und Aussagen Jesu gilt auch für die Entrückung:

  • Wir sollen wachen und bereit sein
  • Er will uns bei der Arbeit finden
  • Er kommt plötzlich wie ein Dieb in der Nacht

  Auch das Gleichnis von den 10 Jungfrauen lässt sich sinngemäss für uns anwenden. Die Gefässe sollen gefüllt sein mit Öl.

  Das sind Aussagen, die mit denen der Apostel über die Entrückung übereinstimmen.

 

  Ich führe noch zwei Aussagen  von Jesus an, die sich meines Erachtens auf die Entrückung beziehen. Das sind:

Luk.21.36: „Wacht nun und betet zu aller Zeit, dass ihr imstande seid, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!“  

Joh.14.2+3: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“

  Ich glaube, dass Jesus um den Plan Gottes mit der Gemeinde und um die Entrückung wusste. Aber er lebte noch während der Zeit von Israel und das Geheimnis „Gemeinde“ war noch verborgen. Wenige Stunden vor seiner Gefangennahme hat er den Jüngern gesagt, dass der Heilige Geist ihnen noch Dinge offenbaren wird, die er noch nicht sagen konnte:

Joh.16.12+13: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“

 

Endzeitzeichen

Beide Ereignisse, sowohl die Entrückung der Gemeinde als auch die Wiederkunft des Herrn auf den Ölberg geschehen in der Endzeit und liegen nach meinem Schriftverständnis nur um ca. 7 Jahre, der Zeit der „grossen Drangsal“, auseinander. Die Zeichen der Endzeit, die Jesus für die Zeit seiner Wiederkunft genannt hat, treffen daher auch für die Zeit der Entrückung zu.

 

Wo finden wir die Entrückung in der Schrift?

Wie wir bereits gesehen haben, gehört die Entrückung zur Heilsordnung (Haushaltung) der Gemeinde. Sie bildet den Abschluss dieses Zeitalters. Die Offenbarung darüber hat als erster der Apostel Paulus empfangen. Er nennt es das „Geheimnis“. Aber auch die andern Apostel, obwohl sie Paulus anfänglich nicht verstanden, haben dies später erkannt. Das sehen wir aus den folgenden zwei Schriftstellen:

Gal.2.7–9:  „Als sie (die Apostel in Jerusalem) sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut war ebenso wie Petrus das für die Beschnittenen, …. und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen, sie aber unter die Beschnittenen“.

2. Petr.3.15+16: „Wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, …. wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen von diesen Dingen (Wiederkunft des Herrn) redet. In diesen Briefen ist einiges schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen.“

 

  In den Briefen der Apostel finden wir sowohl Aussagen über die Entrückung als auch solche über die Wiederkunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Je nachdem, von welcher Kategorie Menschen die Rede ist. Beispiele:

1. Thess. 4.16+17 redet von der Hoffnung der Gläubigen, von der Entrückung:  

„Denn der Herr selbst wird  … herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen  in die Luft.„

  2. Thess.1.6-10 spricht von dem, was auf die Ungläubigen wartet, von seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit:

„Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht,  in flammendem Feuer. Dabei übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen; … wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben. 

  Die Lehre von der Entrückung finden wir in erster Linie in den Briefen des Apostel Paulus, aber auch in denen der übrigen Apostel. Auch in der „Offenbarung des Johannes“, die über 30 Jahre nach den Briefen (um 95 n.Chr.) empfangen wurde, ist die sie erwähnt.

 

Was geschieht bei der Entrückung?

Das muss uns alle interessieren, denn wir warten ja täglich auf dieses Ereignis. Die drei nachstehenden Bibelstellen sind die Schlüsselstellen, aus denen wir sehen, was bei der Entrückung abläuft:

1.Kor.15.51-53: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich sein, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“

Phil.3.20+21: „Denn unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichgestalt mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“

1.Thess.4.15-17: „Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“

Diese drei Verse machen folgende Aussagen über das Ereignis der Entrückung:

  • Wir erwarten Jesus als Retter.
  • Er wird unsere sterblichen Leiber verwandeln so dass wir Ihm gleich sein werden.
  • Die Entschlafenen werden zuerst auferweckt.
  • Zusammen mit ihnen werden wir ihm entgegen entrückt in Wolken in die Luft.
  • Es geschieht in einem Augenblick bei der letzten Posaune.
  • Wir werden dann allezeit bei dem Herrn sein.

 

Warum ich die Entrückung vor der grossen Trübsal (Drangsal, Zorngericht) erwarte:

  • Die Entrückung gehört zur Heilsordnung der Gemeinde, die Drangsal zu der von Israel (Bedrängnis Jakobs Jer.30.7).
  • Bei der Drangsal handelt es sich um ein Gericht. Gott hat jeweils die Gerechten vor dem Gericht gerettet. Noah vor der Flut 1.Mo.7.1; Lot aus Sodom 1.Mo.19.15 / 2.Petr.2.7; die Christen vor der Zerstörung Jerusalems Luk.21.21; Henoch wurde vor der Flut entrückt.
  • Eine Anzahl Schriftstellen reden von unserer Rettung vor dem Zorngericht:

Rö.5.9: „Da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden.“

1.Th.1.10: „Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“

1.Th.5.9: „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Off.3.10: „Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. Ich komme bald.“

 

Bereit sein, auf was kommt es an?

Die Schrift ermahnt uns, allezeit bereit zu sein und den Herrn zu erwarten. Die Thessalonicher sind dabei ein Vorbild. Sie waren treu im Dienen und beharrlich in der Erwartung auf das Kommen von Jesus (1.Th.1.3+9+10).

  Ich schreibe ein paar Schriftstellen auf. Darin sehen wir, dass der Glaube und auch die Heiligung im Zusammenhang mit der Entrückung wichtig sind:

2.Tim.4.7+8:„Ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit der Siegeskranz … auch allen, die sein Erscheinen lieb haben.“

2.Th.2.13: „Dass Gott euch von Anfang an erwählt hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit.“

1. Th.3.13: „Untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus.“

1. Th.5.23: “Er selbst aber, … heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“

Tit.2.12+13: “Damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten.“

1.Joh.3.2+3: “Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.“


  Ich möchte diesen Artikel schliessen mit der Ermahnung des Apostel Johannes:

1.Joh.2.28: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft!“ 

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