Bibel-Themen

eine Sammlung von Beiträgen zu biblischen Themen

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Erste Liebe

Daniel Schenk

 

Den Ausdruck „Erste Liebe“ finden wir im Sendschreiben an Ephesus. Der Herr selbst hat dem Apostel Johannes diese Worte diktiert:

Off.2.4: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“

  Die Gemeinde in Ephesus hat viel Lob erhalten in Bezug auf ihre Werke. Aufgezählt sind: Mühe und Ausharren (2x), Böse nicht ertragen, die falschen Apostel überführt, um Jesu willen vieles ertragen und nicht müde geworden. Trotzdem steht im erwähnten Vers dieser folgenschwere Ausspruch: „Aber ich habe gegen dich.“ Folglich sind Eifer und Werke, wie gut sie auch sind, nicht der alleinige Massstab und das Einzige und Wichtigste, was der Herr von uns will. Er möchte, dass wir in einem Liebesverhältnis zu Ihm stehen. Das Band der Liebe soll uns mit Ihm und auch mit den Gliedern seines Leibes verbinden.

  Wir können das vergleichen mit einer Ehe, in der die Liebe im Anfang siedend ist, über 100 °C. Die Frau ist vielleicht noch ungeschickt im Haushalten und hat die Suppe versalzen. Trotzdem kann sie es kaum erwarten, bis der Mann nach Hause kommt. Leider passiert es viel zu oft, dass mit der Zeit alles so gewöhnlich wird. Sie macht alles perfekt im Haus und im Garten, aber es stört sie fast, dass der Mann schon nach Hause kommt, sie hätte noch so vieles zu tun. Die Arbeit für den Mann ist wichtiger geworden als der Mann selbst und das ist sicher nicht das, was er sich wünscht. Dies ist ein Beispiel, es kann natürlich auch umgekehrt oder sogar gegenseitig sein. Lasst uns wachsam sein, damit es uns im natürlichen Leben nicht so ergeht, aber auch nicht in Bezug auf die Verliebtheit mit dem Herrn. Die Gemeinschaft mit Ihm und die Erwartung Seiner Wiederkunft sollen höhere Priorität haben als alle Aktivitäten für Ihn.

  Eine grosse Auswahl wunderbarer Beschreibungen der Liebe finden wir auch im Hohelied, dem „Lied der Lieder“ von Salomo.

  Das mit „erste“ übersetzte griechische Wort heisst „protos“. Es bedeutet „erster“ sowohl in Bezug auf die Zeit, als auch auf die Reihenfolge, den Rang, die Würde und die Ordnung.

 

Die Quelle der „ersten Liebe“

Als am Pfingsttag in Jerusalem der Heilige Geist ausgegossen wurde, ist die erste Gemeinde entstanden. Von diesen Gläubigen berichtet die Schrift folgendes:

Apg.4.23: „ Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“

  „Ein Herz und eine Seele“ und nicht mehr an ihre Habe gebunden, ist das nicht ein wunderbares Zeugnis von Menschen, die in der ersten Liebe stehen. Das war eine Wirkung und Frucht des Heiligen Geistes.

  Auch im Römerbrief lesen wir vom Heiligen Geist als der Quelle der Liebe:

Rö.5.5: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“

  In Gal.5.22 ist von der neunfachen Frucht des Geistes als Erstes die Liebe aufgezählt.

 

Erste Liebe zu Gott und zu Jesus

In 5.Mo.6.5 steht: „Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“

  Jesus hat dieses Gebot als das „grösste und erste“ bezeichnet. Wir finden im A.T. noch sehr viele weitere Aufforderungen, den Herrn zu lieben. Auch im N.T. hat die Liebe oberste Priorität, denn das Reich Gottes ist ein Reich der Liebe.

Kol.1.13: „Er hat uns …versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“

1.Joh.4.19: „ Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

  Erste Liebe drückt sich aus im Dienen und in der Erwartung unseres Herrn Jesus. So war es auch bei den Thessalonichern, die ein besonders gutes Zeugnis über ihren Glaubensstand hatten.

1.Thess.1.9+10: „ Wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.“

  Es war auch die erste Liebe, die viele tausende von Gläubigen dazu bewogen hat, um Seines Namens willen ihr Leben hinzugeben.

 

Liebe untereinander

Viele Schriftstellen, besonders von Johannes, lehren uns, dass die Liebe zu Gott darin zum Ausdruck kommt, dass wir die Brüder (Geschwister) lieben.

1.Joh.5.1: „Und jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt den, der aus ihm geboren ist.“

1.Joh.4.20+21: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“

Hebr.6.10: „Die Liebe, die ihr zu seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und dient.“

  Möge die Liebe bei uns allen in diesem Bereich noch wachsen, wie es auch bei den Thessalonichern der Fall war.

2.Thess.1.3: „Weil euer Glaube reichlich wächst und die Liebe zueinander bei jedem einzelnen von euch allen zunimmt.“

 

Liebe der Apostel zu den Gläubigen

Es war die Liebe, die die Apostel bewogen hat, ihr Leben in den Dienst des Herrn und der Gemeinde zu stellen. Die nachstehenden Schriftstellen legen Zeugnis ab von der von grosser Liebe geprägten Beziehung zwischen Paulus und den Gemeinden.

Phil.4.1: „Daher, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und mein Siegeskranz, stehet in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte!“

1.Thess.2.7+8: „Sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt. So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unsere eigenen Leben mitzuteilen, weil ihr uns so lieb geworden wart.“

1.Thess.3.6: „Da jetzt aber Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft brachte von eurem Glauben und eurer Liebe, und dass ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und sehr verlangt, uns zu sehen, wie auch wir euch.“

Vers 10: „Wobei wir Nacht und Tag aufs inständigste bitten, euer Angesicht zu sehen und das zu vollenden, was an eurem Glauben mangelt.“

Vers 12: „Euch aber lasse der Herr zunehmen und überreich werden in der Liebe zueinander und zu allen – wie auch wir euch gegenüber sind.“

 

Liebe der Gemeinde zu den Aposteln

Die Schrift legt auch Zeugnis ab von einer grossen Liebe der Gemeinden zu den Aposteln, besonders in der ersten Zeit. Leider ist es dem Feind später oft gelungen, dieses Band der Liebe zu beschädigen. So sehen wir es am Beispiel der Galatergemeinde.

Gal.4.14-16: „Und die Versuchung, die euch mein Fleisch verursachte, habt ihr nicht verachtet noch verabscheut, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus. Wo ist nun eure Glückseligkeit? Denn ich bezeuge euch, dass ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und sie mir gegeben hättet. Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sage?“

  In dem Mass, wie die Liebe bei den Galatern abgenommen hat, haben sie auch die Glückseligkeit verloren.

  Gegenüber der Welt und den Unerretteten bewirkt die Erste Liebe den Wunsch, dass sie gerettet werden und veranlasst uns, für sie ein Zeugnis der Liebe Gottes zu sein.

 

Erste Liebe ist ein wesentlicher Schritt zur ganzen Fülle Gottes

Als Glieder des Leibes Christi sollen wir zur vollen Reife, oder, anders ausgedrückt, zum Vollmass des Wuchses gelangen. Welchen Stellenwert dabei die Liebe hat, zeigt uns Paulus in 1.Kor.13.1-3. Wir könnten alle Gaben besitzen und alle Werke aufweisen, ja sogar allen Glauben haben, ohne Liebe nützt es uns nichts und sind wir nichts. Lasst uns also nach der Liebe streben, denn sie ist die Grösste und gehört zur Reife in Christus.

Eph.3.19: „Und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.“

 

Erkalten der Liebe, eine Endzeiterscheinung:

Matth.24.12: „Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der meisten erkalten

  Es macht uns betroffen, wenn wir sehen, was Jesus für die Endzeit prophezeit hat, nämlich, dass die Liebe in den meisten erkalten wird. Jesus redet von Menschen, welche die Liebe hatten, denn sonst könnte sie ja nicht erkalten. Warum kann  das geschehen? Man steht auch als Gläubiger in der Gefahr, sich an der Sichtbarkeit zu orientieren und seine Erwartungen auf Menschen zu setzen, besonders auf die Gläubigen. Da kann man leicht enttäuscht werden und es ist gut so. Wir sollen unsere Hoffnung allein auf Gott setzen, dann werden wir nie enttäuscht. Auch in Bezug auf die Ungerechtigkeit in dieser Welt lassen sich manche verwirren und kommen sogar soweit, dass sie Gott beschuldigen. Lasst uns wachsam sein.

  Es gibt noch viele andere Dinge, welche die erste Liebe zerstören können. Die Schrift warnt uns vor der Liebe zur Welt und Sünde, vor Habsucht, oder dass wir Ehre bei Menschen suchen. Verleumdung, ob sie nun von uns ausgeht oder ob wir nur auf sie hören, kann uns grossen geistlichen Schaden zufügen. Wir sollen auch nicht Anstoss nehmen oder uns selbst rechtfertigen wollen.

 

In der Liebe bleiben und sie neu entfachen

Die Offenbarung wurde um das Jahr 95 n.Chr. geschrieben, ca. 62 Jahre nach Pfingsten und da war das Feuer der ersten Liebe bei der Ephesergemeinde schon verloschen. So schnell kann es gehen, wenn wir nicht wachsam sind. In der Anmerkung der Mülheimer-Bibel steht folgendes: „Nach dem reichen Lob, das der Gemeinde zuteilwird, muss der Herr auch einen entscheidenden Tadel aussprechen. Die Gemeinde ist aus der ersten Liebe gefallen. Die Gemeinde hat Jesus, ihre erste Liebe verlassen. Sie hat zwar noch die äussere Form, aber die brennende Liebe zum Herrn und zu den Brüdern ist erkaltet. Das kennzeichnet den Zustand der christlichen Kirche, wie er in der Zeit nach dem Tode der Apostel sich herausgestaltete. Vergleicht man die Schriften der sogenannten apostolischen Väter, die damals die Leiter und Lehrer der Kirche waren, mit denen der Apostel, dann sieht man: die apostolische Salbung und Kraft, der Schmelz der ersten Liebe ist dahin.“ (Soweit das Zitat)

  Können wir da überhaupt erwarten, dass wir in unserer Zeit die erste Liebe wieder voll erlangen? Ich möchte sagen „Ja!“, denn der Heilige Geist ist über uns genauso ausgegossen wie über die ersten Geschwister an Pfingsten. Wenn wir zurückdenken an unsere ersten Glaubenserfahrungen, so müssen wir sagen: „eigentlich haben wir sie erlebt und empfangen“. Die Bibel sagt uns einfach:

  • „Erhaltet euch in der Liebe Gottes“  (Jud.21)
  • „Strebt nach der Liebe“ (1.Kor.14.1)
  • „Zieht die Liebe an“. (Kol.3.14)
  • „Habt untereinander eine anhaltende Liebe!“ (1.Petr.4.8)
  • „Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet“. (1.Jo.2.5)

  Unsere Heilsverkündigung soll auch bewirken, dass die Liebe entfacht wird. So belehrt Paulus den Timotheus.

1.Tim.1.5: „Das Endziel der Weisung (des Gebotes) ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.“

  Der Apostel Judas redet in Vers 19 von Menschen, die Trennungen verursachen. Das ist das Gegenteil von Liebe, denn diese verbindet. In den nächsten Versen lesen wir dann, was wir tun sollen, um in der Liebe zu bleiben:

Jud.20+21: „Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf eurem heiligsten Glauben, betet im Heiligen Geist, erhaltet euch in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.“

  In Kol.3.14 werden wir aufgefordert, die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist, anzuziehen. 1. Thess.5.8 redet von einem Panzer des Glaubens und der Liebe. Die Liebe schützt uns davor, dass wir ständig verletzt werden und hilft uns zu vergeben, wenn wir uns unrecht behandelt fühlen.

  Weitere Punkte, die wir beachten müssen, wenn wir die Liebe entfachen wollen:

  • Zeit mit dem Herrn im Gebet verbringen und Ihm einfach sagen, dass wir Ihn lieben.
  • Oft an das denken, was Er für uns getan hat.
  • Sich viel mit der Entrückung befassen.
  • Füreinander beten statt übereinander seufzen.
  • Darauf achten, dass der Heilige Geist in uns Raum hat und nicht gedämpft wird.
  • Bei jeder Gelegenheit vergeben.
  • Wenn Bitterkeit und Zorn aufkommen wollen, diese sofort ablegen.
  • Die Menschen segnen, die uns Mühe machen.

 

Das „Hohelied der Liebe“ des neuen Bundes

Zum Abschluss möchte ich noch die wunderbare Beschreibung der Liebe aus 1.Kor.13 wiedergeben. Diese soll uns „gluschtig“ machen, der ersten Liebe nachzujagen und ihr zu bleiben.

1.Kor.13.4-8: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig; sie neidet nicht; die Liebe tut nicht gross, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals.“

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