Gabengemässer Dienst
Daniel Schenk
Es liegt eine Bewahrung darin, wenn wir nicht in ein fremdes Amt greifen, sondern unseren Dienst im Bereich der uns gegebenen Gaben und Zuteilungen tun.
Beispiele:
- Saul hat selbst Opfer dargebracht anstatt auf Samuel zu warten. Dadurch hat er sein Königtum verspielt (1.Samuel 13.9-13).
- Nehemia überliess den geistlichen Dienst dem Priester Esra und kümmerte sich selbst treu um seine eigenen Aufgaben, das war gut (Neh.8.1-6).
In diesem Beitrag wollen wir uns mit der Frage beschäftigen: „Wie erkenne ich meine Gnadengaben und wie kann ich sie richtig einsetzen“.
Natürliche Begabungen
Die natürlichen Begabungen sind ein Segen. Wir wollen sie als ein Geschenk schätzen, aber auch fördern und entwickeln. Der Herr braucht sie auch zum Bau der Gemeinde und sie sind ein Segen. Ich denke dabei an Musik, Leitungsbegabung, Organisation, Umgang mit Finanzen und noch viele mehr.
Diese natürlichen Begabungen müssen wir aber heiligen lassen und Gott zur Verfügung stellen, gewissermassen auf den Altar legen. Sie müssen gereinigt sein von Stolz, Hochmut, Selbstsucht, Geltungstrieb und Vertrauen auf eigene Stärke.
Für Gott ist es auch kein Hindernis, wenn die natürlichen Begabungen fehlen.
Beispiele: Smith Wigglesworth konnte anfänglich überhaupt nicht predigen. Als er mit dem Heiligen Geist getauft wurde, hat der Herr ihn auf übernatürliche Weise zu einem der vollmächtigsten Prediger gemacht. Auch Mose und noch andere biblische Personen wollten anfänglich ihre Berufung nicht annehmen mit dem Hinweis auf das Fehlen der natürlichen Begabung. Aber Gott liess diese Einwände nicht gelten und rüstete sie jeweils mit übernatürlichen Gaben aus.
Die natürlichen Begabungen reichen nicht aus, um unserer Berufung zu entsprechen. So kann z.B. Beredsamkeit für einen Evangelisten oder Lehrer eine Hilfe sein, er ist aber trotzdem auf die spezifischen Geistesgaben für seinen Dienst angewiesen.
Die Geistesgaben (Gnadengaben)
„Gott beruft nicht die Begabten, er begabt die Berufenen.“
Der Herr gibt zu jeder Berufung auch die entsprechende Ausrüstung. Oft gibt er Berufungen, welche die natürlichen Begabungen überfordern würden.
Zusätzlich zu den natürlichen Begabungen hat jedes Glied am Leib Christi mindestens eine Gnadengabe empfangen:
1.Petr.4.10: Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes!
1.Kor.12.7: Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.
1.Kor.12.11: Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will.
In 1.Kor.12.8-10 sind neun Geistesgaben (Charisma = Gnadengaben) aufgezählt. Es sind dies:
- Wort der Weisheit
- Wort der Erkenntnis
- Glauben
- Gnadengaben der Heilungen
- Wunderwirkungen
- Weissagung
- Unterscheidungen der Geister
- Verschiedene Arten von Sprachen (Zungen)
- Auslegung der Sprachen
In dieser Wortbetrachtung wollen wir uns an die sieben Gnadengaben (Dienstgaben) gemäss Römer 12 halten.
Sieben Gnadengaben gemäss Römer 12
Rö.12.6: Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben nach der uns gegebenen Gnade, so lasst sie uns gebrauchen:
- Weissagung, in der Entsprechung zum Glauben: Diese Gabe ist ein grosser Segen für die Gemeinde und bewirkt Erbauung, Ermahnung und Tröstung, aber auch Ermutigung, Bestätigung oder Ausrichtung. Weissagung soll immer geprüft werden, sie soll mit dem Aussagen des Wortes übereinstimmen. Biblische Person als Vorbild: Johannes der Täufer.
- Dienst, im Dienen: Jede Art von Dienst an den Gläubigen ist damit angesprochen, jeder Gläubige ist „Diakonos“. Biblische Vorbilder: Martha und Stephanus
- Lehre: Darunter verstehen wir Auslegen (Verständlich machen) des Wortes und Willens Gottes. Voraussetzungen für diesen Dienst sind Liebe zum Wort Gottes und das Bedürfnis, das, was man erkannt hat, anderen Menschen weiterzugeben. Biblische Vorbilder: Apollos, Timotheus.
- Ermahnung (Ermutigung): Ermahnung ist persönlicher als Lehre. Es ist eine Aufforderung und auch Herausforderung. Der Antrieb zum Ermahnen soll nicht darin bestehen, dass man die Fehler der Anderen sieht. Es braucht Feingefühl und ein Herz voll Liebe, sonst entsteht Entmutigung statt Ermutigung. Die hohe Anforderung an die „Ermahner“ steht geschrieben in Rö.15.14: „Ich bin aber, meine Brüder, auch selbst im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voller Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, fähig, auch einander zu ermahnen.“ Vorbild: Barnabas.
- Geben (mitteilen): Es soll in Einfalt geschehen, also nicht mit Berechnung, welcher persönliche Nutzen uns daraus entstehen wird. Es bedeutet Freigebigkeit sowohl im materiellen wie im geistlichen Bereich. Es kann sich um Hilfsgüter oder Finanzen für Bedürftige handeln, was Geschwistern mit dieser Berufung besonders ein Anliegen ist. Es kann sich aber auch um Gastfreundschaft handeln oder einfach um Zeit, die man für andere Menschen einsetzt. Vorbilder: Tabita, Kornelius.
- Vorstehen: Der Vorsteher soll seinen Dienst mit Fleiss oder Eifer tun. Dabei sind nicht nur die Gemeindeleiter angesprochen. Diese sollen natürlich Vorbilder darin sein. Aber jeder soll in den ihm zugeteilten Aufgaben mit Fleiss und Eifer vorstehen. Vorbild: Jakobus.
- Barmherzigkeit: Barmherzigkeit üben soll mit Freudigkeit geschehen. Menschen mit dieser Zuteilung sehen die Not der andern und sie handeln Gott und Jesus Christus gemäss. Sie haben Erbarmen da wo der natürliche Mensch Härte zeigen würde. Das klassische Beispiel für einen Menschen, der sich von Barmherzigkeit leiten lässt, zeigte uns Jesus in der Geschichte vom Barmherzigen Samariter.
Die Gaben entdecken
Wie können wir unsere persönlichen Gnadengaben und Berufungen erkennen?
- Indem wir anfangen zu dienen. Wir werden dann merken, was Gott bestätigt und was nicht. Bevor wir zur Schule gingen, war uns nicht bewusst, in welchen Fächern wir gut sind und in welchen nicht. Erst bei der Anwendung entdeckten wir unsere Begabungen. So ist es auch im geistlichen Bereich.
- Geistliche Last: Es kann sein, dass wir eine geistliche Last für einen Dienst empfinden. Nehemia hatte einen guten Job und war sehr angesehen. Als er aber von der Not seiner Brüder in Jerusalem hörte, bekam er eine geistliche Last so dass er tagelang trauerte, betete und fastete, siehe Nehemia 1.1-4. Gott brauchte ihn in der Folge, um die Stadtmauer Jerusalems wieder aufzubauen.
- Besondere Freudigkeit: Es kann sein, dass wir eine besondere Freudigkeit für einen Dienst verspüren. Das kann ein Hinweis sein, denn wir sollen ja „dem Herrn mit Freuden dienen.“
- Prophetische Zusprüche: Es kann sein, dass prophetische Worte über uns ausgesprochen werden. So war es bei Paulus und Barnabas in Antiochia (Apg.13.2+3). Diese Prophetie stimmte mit dem überein, was der Herr schon bei der Bekehrung des Paulus zu Hananias gesagt hatte (Apg.9.15). Es ist wichtig, dass wir solche Weissagungen prüfen und auch warten und persönlich auf Gott hören. Wir sollen aber nicht über Jahre nur untätig warten und prüfen. Solange kein anderer Weg bestätigt ist, wollen wir einfach an dem Platz, an dem wir stehen, treu unseren Dienst tun.
Unentdeckte Gaben bringen keinen Nutzen. Man muss darüber lehren. Es ist eine wichtige Aufgabe des 5-fachen Dienstes, also der Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer, beim Erkennen und Entfachen der Gaben Hilfe zu leisten. Immer, wenn einer dieser Dienste in die Gemeinde kommt, werden die Geschwister mit der entsprechenden Berufung besonders angesprochen und gefördert.
Die Gnadengaben entfachen (entwickeln)
Man kann die Gnadengaben dämpfen, vernachlässigen und löschen. Wir sollen sie aber entfachen, wie es die nachstehenden Schriftworte sagen:
1.Thess.4.14: Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft. Bedenke dies sorgfältig; lebe darin, damit deine Fortschritte allen offenbar seien!
2.Thess.1.6: Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist.
1.Kor.14.1: „Strebt nach der Liebe; eifert aber nach den geistlichen Gaben, besonders aber, dass ihr weissagt!“
1.Th.5.19-21: „Den Geist löscht nicht aus! Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest!“
Je mehr sich die Gnadengaben in unserem Leben entwickeln, desto klarer werden sie erkannt und können entsprechend eingesetzt werden. Es ist wichtig, dass wir die kleinen Dienste nicht verachten. Wenn wir im Kleinen treu sind, dann kann der Herr uns mehr anvertrauen.
Voraussetzungen zu selbstlosem, gabengemässem Dienst
In Rö.12.9-16 sind im Anschluss an die Belehrung über die sieben Dienstgaben sechsundzwanzig Punkte aufgezählt, die wir als Voraussetzung zum gabengemässen Dienst bezeichnen können. Es sind dies: Ungeheuchelte Liebe, Böses verabscheuend, am Guten festhaltend, herzliche Bruderliebe, Ehrerbietung gegeneinander, Fleiss, brennend im Geist, dem Herrn dienen, freudig in Hoffnung, ausharrend in Bedrängnis, anhaltend im Gebet, Anteil nehmen an den Bedürfnissen der Heiligen, Gastfreundschaft, Verfolger segnen und nicht fluchen, freuen mit den Freuenden, weinen mit den Weinenden, gleichgesinnt gegeneinander, nicht auf hohe Dinge sinnend, zu den Niedrigen halten (Demut), nicht selbstklug, nicht Böses mit Bösem vergelten, ehrbar vor allen Menschen, wenn möglich mit allen Menschen in Frieden leben, nicht selbst rächen, Feinde speisen und tränken, sich nicht vom Bösen überwinden lassen sondern durch das Gute überwinden.
Dienen innerhalb unserer Zuteilung
Rö.12.3-5: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Denn wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander.“
Der Leib ist das beste Bild für gabengemässen Dienst. Oft haben wir schon ein Problem, wenn wir etwas mit der linken Hand tun wollen, das wir sonst mit der rechten tun. Noch viel schwieriger wird es, wenn wir einen Fuss dazu verwenden wollen. Was bei unserem Körper zutrifft, das gilt auch für den Leib Christi. Gabengemässer Dienst ist somit etwas, was wir auch täglich praktisch an unserem Leibe erleben.
Auch die Apostel hielten sich an den Grundsatz des zuteilungsgemässen Dienstes. Das zeigen uns die folgenden Schriftstellen:
- Paulus hat gepflanzt, Apollos hat begossen (1.Kor.3.6).
- Paulus und Barnabas für die Nationen, Petrus, Jakobus und Johannes für die Juden (Gal.2.9).
Sonntagsgottesdienst
In der Zeitschrift Inspiration 2/94, Seite 22 ist eine Aufstellung, die zeigt, dass in einem normalen Sonntagsgottesdienst alle sieben Gnadengaben gemäss Römer 12 zum Zug kommen.
Schlussvers:
1.Kor.14.12: So auch ihr, da ihr nach geistlichen Gaben eifert, so strebt danach, dass ihr überreich seid zur Erbauung der Gemeinde.