Bibel-Themen

eine Sammlung von Beiträgen zu biblischen Themen

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Gnade

Daniel Schenk

 

Wir haben oft gesagt: „Gnade bedeutet Zuneigung Gottes zu uns“. Zuneigung Gottes, dies ist sicher eine treffende Definition der Gnade. Gnade bedeutet auch herabneigen, das alte mitteldeutsche Wort „gnäden“ wurde auch gebraucht für den Sonnenuntergang. Wer die Zuneigung einer einflussreichen Person besitzt, hat viele Vorteile auf vielen Gebieten. Wie viel mehr trifft dies zu bei der göttlichen Gnade. Gott sagt. „Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig bin“ (2.Mose 33.19). Er behandelt uns nicht heute so und morgen anders, Gnade ist etwas Beständiges. Wir sollen die Gnade Gottes aber auch nicht missbrauchen, etwa in dem Sinne: „Es kommt ja nicht so darauf an, es ist ja Gnade da“. Ja, Gott ist gnädig, aber Er ist auch gerecht und heilig. Darum redet die Schrift von „Gnade und Wahrheit“, die durch Jesus Christus geworden sind (Joh.1.14+17). Wir dürfen die Gnade in der Wortverkündigung nicht überbetonen, sondern müssen über sie in Verbindung mit Gerechtigkeit und Wahrheit lehren. Nur so nützt die Gnade den Menschen, sonst könnte es sein, dass sie vergeblich empfangen wurde und ohne Frucht bleibt. „Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme? Das sei ferne!“ (Rö.6.1).

  Gnade im Sinne der Bibel ist viel mehr, als was wir menschlich unter Gnade verstehen. Wenn ein verurteilter Mensch begnadigt wird, dann wird ihm die Strafe erlassen, mehr nicht. Folgende Begebenheit wird erzählt: Ein Verurteilter konnte einen einflussreichen Mann dafür gewinnen, für ihn ein Begnadigungsgesuch einzureichen. Von der zuständigen Stelle kam dann aber der Bericht: „Dieser Mensch kann nicht begnadigt werden, denn er hat die Schuld nicht anerkannt.“ Wer seine Schuld nicht anerkennt und nicht bereit ist, darüber Busse zu tun, kann die Gnade nicht in Anspruch nehmen. Der selbstgerechte Mensch lehnt die Gnade ab. Die Gnade ist etwas, was uns als Mensch demütigt, dafür aber Gott erhöht und verherrlicht.

Die „Ursünde“ besteht in der Rebellion und Erhebung gegen Gott. Wir finden solche Rebellion bei Lucifer und seinem Anhang, was zu seinem Sturz führte. Das gleiche Prinzip sehen wir auch im Paradies, wo die Schlange dieses Gift den ersten Menschen einimpfte. Schon in der dritten Generation nach der Sintflut, bei der Noah und sein Haus durch Gnade gerettet wurde, finden wir wieder diese Rebellion bei Nimrod, dem Erbauer Babels. Nimrod war nach dem Zeugnis der Schrift der erste Gewaltige auf Erden (1.Mose 10.8). In Babel wollte man einen Turm bauen mit einer Spitze bis an den Himmel, damit man sich einen Namen mache und sich nicht über die Erde zerstreue. Dies war aber entgegen dem Plan und Willen Gottes, der gesagt hatte: „Füllet die Erde“. Bis heute sind die Menschen immer wieder daran, solche Spitzen gegen den Himmel zu bauen, denn den Geist von Babel haben sie bei der Zerstreuung mitgenommen in alle Kontinente, Völker, Stämme, Sprachen, Kulturen und Religionen. Als das Christentum zur Religion wurde, ist er auch da wieder eingedrungen. Grosse Rebellion sehen wir auch bei den Juden zur Zeit Jesu. Sie wollten Seine Herrschaft nicht annehmen und haben den Sohn Gottes gekreuzigt. Bei all diesen markanten Beispielen sehen wir, dass Rebellion und Stolz von der Gnade ausschliesst und zum Gericht führt. Das Gegenteil von Stolz ist Demut, und gerade das ist die Voraussetzung, um Gnade zu empfangen.

1.Petr.5.5: (+Jak.4.6) „Seid aber alle untereinander mit der Demut umschürzt, weil Gott sich den Stolzen widersetzt, den Demütigen aber gibt Er Gnade. Demütigt euch nun unter die Gewaltige Hand Gottes.“

  Im Sprachschlüssel der Elberfelder Bibel lesen wir unter „charis“ = Gnade folgendes: „Gewährte oder ersehnte Freundlichkeit, Wohltat, Dank, Dankbarkeit, Gunst, Annahme; von „chairo“ sich freuen oder „chara“ Freude. Es bezeichnet eine Gunst, die ohne Erwartung von Vergeltung oder Gegenseitigkeit gewährt wird, die absolute Freiheit der Barmherzigkeit Gottes gegen die Menschen, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat; es meint unverdiente Gunst. Charis (Gnade) steht im NT vielfach im Gegensatz zu erga (Werke); diese beiden schliessen sich dann gegenseitig aus, wenn es sich um Werke handelt, die getan werden, um vor Gott gerecht zu werden. Gottes Gnade wirkt sich auf die Sündigkeit des Menschen aus und vergibt nicht nur dem reuigen Sünder, sondern bringt ihm auch Freude und Dankbarkeit und verändert ihn.“ Soweit ein Ausschnitt aus dem ElberfelderSprachschlüssel zum Wort Gnade.

 

Gnade und Gesetz

Gnade wird im NT sehr oft im Gegensatz zum Gesetz erwähnt. Niemand kann im neuen Bund zugleich unter dem Gesetz und unter der Gnade stehen.

Gal.5.4: „Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.“

 Das Gesetz kann die Sünde nur verbieten, dadurch wird das Fleisch sogar gereizt (Rö.7.79). Die Gnade hingegen ist eine beschützende Macht, die Sünde wird durch sie entkräftet und kann uns nicht mehr beherrschen.

Rö.6.14: „Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade steht.

  Jesus Christus wurde für uns unter das Gesetz gestellt. Er hat es für uns erfüllt um uns vom Gesetz loszukaufen, damit wir in den Sohnesstand eingesetzt würden (Gal.4.4+5). Der Sohnestand ist ein Gnadenstand, niemand ist Sohn durch das Gesetz oder um der Werke willen. Wer Gnade erfährt und fortwährend darin lebt, ist auch in der Lage, Gnade darzureichen. Im Umgang mit unseren Mitmenschen und ganz besonders in der Erziehung der Kinder wollen wir Gnaden und nicht Gesetzesmenschen sein.

 

Gnade im alten und neuen Bund

Gnade ist in der Bibel über dreihundertmal erwähnt. Im N.T. kommt es aber wesentlich mehr vor als im A.T. und hat vor allem eine viel tiefere Bedeutung. Dem „Evangelium der Gnade Gottes“ nach Apg.20.24 begegnen wir erst im neuen Bund und zu den Nationen gebracht wurde es durch Paulus. Ihm wurde dieses „Geheimnis Christi“, das während den früheren Generationen im Herzen Gottes verborgen war, durch den Geist geoffenbart. Dabei geht es darum, dass die aus den Nationen vollen Anteil haben an allen Segnungen und Glieder des Leibes Christi sind. Doch zitieren wir Paulus selbst mit einigen Stellen aus seinen Briefen:

Eph.3.2+69: „Ihr habt doch wohl von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört, die mir im Hinblick auf euch gegeben ist. … Die Nationen sollen nämlich Miterben und Miteinverleibte sein und Mitteilhaber der Verheissung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir nach der Wirksamkeit seiner Kraft gegeben ist. Mir dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war.“

  Die Gnade, die uns in Christus zuteil geworden ist, ist die grösste alle Gnaden. Durch sie haben wir nicht nur Anteil an allen Schätzen Gottes, sondern auch an Ihm selbst, denn wir sind ja Glieder des Leibes Christi und Christus gehört zu Gott. Es lohnt sich, zu diesem Thema „Gnade in Christus“ das ganze Kapitel von Eph.3 sowie auch die Kapitel 1 und 2 des Kolosserbriefes betend und dankend durchzulesen. Wenn wir dabei die Gnade annehmen, die uns in diesen Verheissungen begegnet, werden wir unaussprechlich reich für alle Ewigkeit.

 

Mancherlei Gnade

2.Kor.9.8: „Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem überreich seid zu jedem guten Werk.“

Auch 1.Petr.4.10 und 5.10 reden von vielgestaltiger Gnade, einige Gebiete der Gnade sind nachstehend aufgezählt:

  • In Christus                              1.Kor.1.4
  • Zur Errettung                           Eph.2.6
  • Zur Erziehung                          Tit.3.12      
  • Zur Reise und zu alltäglichen Dingen 1.Mose24.21; 40;42+56
  • Heilbringend                            Tit.3.12
  • Zum dienen (Gnadengaben)  1.Petr.4.10
  • Zum Leiden                              1.Petr.2.19
  • Zum Sohnesstand                   Eph.1.5+6
  • Zur Entrückung                        1.Petr.1.13

 

Gnade annehmen, darin wachsen und bleiben

Den Zugang zur Gnade haben wir durch Glauben, es gibt keinen anderen Weg, schon gar nicht den der Werke, um sie zu empfangen.

Rö.5.2: „Durch den wir im Glauben den auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen.“

  Wir sollen aber die Gnade nicht nur annehmen, sondern darin wachsen.

2.Petr.3.18: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus!“

  Schon von Jesus lesen wir, dass er zunahm an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen (Luk.2.52). Wir können in der Gnade bleiben, wir können sie aber auch verwerfen, versäumen oder verlassen. Jon.2.9; 1.Kor.15.10; 2.Kor.6.1; Gal.2.21; Hebr.10.29;12.15

 

Ewige Gnade

„Seine Gnade währet ewig“ Ps. 100.5, ist ein bekanntes Wort. Die gleiche Wahrheit wird aber auch bezeugt in Ps.103.17; 108.5; 117.2 sowie in Jes.54.8. Im neuen Bund wird uns diese ewige Gnade noch genauer vorgestellt in

Eph.2.6+7: „Durch Gnade seid ihr errettet! Er hat uns mitauferweckt und uns mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, damit Er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben.“

 

Überströmende Gnade

Die Gläubigen verhalten sich oft so, als müsste man Gott die Gnade „abbetteln“. Wir sehen aber aus der Schrift, dass die Gnade in überströmender Fülle vorhanden ist.

Rö.5.17: „So werden viel mehr die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus.“

Eph.1.7+8: „Nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er uns reichlich gegeben hat.“

Jak.4.6: „Er gibt aber desto grössere Gnade.“

  Ich möchte alle Leser ermutigen, sich noch mehr mit der Gnade zu befassen und sie im Glauben anzunehmen. Je mehr wir darin wachsen, desto mehr können wir auch Gnade darreichen und so ein Segen sein für Gott und die Menschen. Als Barnabas zu den Gläubigen nach Antiochien kam, sah er dort die Gnade, die unter ihnen war (Apg.11.23). Möge diese Gnade auch in unseren Gemeinden und Familien vermehrt sichtbar werden.

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