Heiligung
Daniel Schenk
3.Mose 19.2: „Ihr sollt heilig sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“
Hebr.12.14: „Jagt nach dem Frieden mit allen und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“
Diese beiden Schriftworte zeigen uns bereits die Bedeutung der Heiligung. Heiligkeit ist das Ziel, Heiligung der Weg, der bei der Wiedergeburt beginnt und dann durch geistgewirkte Nachfolge und Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes zur völligen Heiligkeit führt. Heiligung war schon im Alten Testament ein wichtiges Thema. Weil der Weg in das Heiligtum noch nicht geoffenbart war, war aber nur eine äusserliche und unvollkommene Heiligung möglich (Hebr.9.8-9+13-14). Im Neuen Bund wurde der Weg in das Heiligtum geöffnet. Die Schrift redet von einem „neuen und lebendigen Weg“, auf dem wir befähigt sind, dem lebendigen Gott zu dienen (Hebr.9.11–14 + 10.19+20).
Heilig bedeutet, für Gott abgesondert und Gott geweiht. Heiligkeit kommt immer von Gott, denn Er allein ist in sich selbst heilig. Weil Er mit uns Gemeinschaft haben will, heiligt Er die, die ihm ihr Leben und auch ihren Leib zur Verfügung stellen. Als wiedergeborene Menschen sind wir heilig. Das bedeutet aber nicht, dass wir der Heiligung nicht mehr bedürfen. Das, was Gott in unserem Geiste angefangen hat, soll sich in der Seele und im Leibe auswirken. Das ist die praktische Heiligung, der wir nachjagen sollen. Gottes Ziel mit uns ist Heiligkeit in unserem ganzen Handeln und Wandeln (Rö.15.16). Reinigung bis in die Gedanken, das will der Herr und das wollen auch wir. Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist (Matth.5.48). In den Briefen der Apostel, besonders in den letzten Kapiteln, finden wir viele Ermahnungen zu einem Leben in der praktischen Heiligung. Zur Heiligung gehört auch die richtige Gottesfurcht, denn nach 2.Kor.7.1 sollen wir „die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“ Voraussetzung für die Heiligung ist Gehorsam. Ohne Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes gibt es keine Heiligung (Phil.2.12+13).
Viele Schriftstellen bezeugen, dass wir bereits heilig oder geheiligt sind:
Joh.17.19: „Für sie heilige ich mich, damit auch sie in Wahrheit Geheiligte seien.“
1.Kor.6.11: „Aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“
Hebr.10.10: „In diesem Willen (Gottes) sind wir geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“
Andere Stellen wiederum reden davon, dass wir der Heiligung noch bedürfen oder ihr nachjagen sollen:
Hebr.12.10: „Denn sie (unsere Väter) züchtigten uns freilich für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.“
Hebr:12.14: „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“
Dies mag auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheinen. Wir müssen aber erkennen, dass sich die erstgenannten Schriftstellen auf den wiedergeborenen Geist beziehen, die nachstehenden aber auf die Seele und den Leib. Alle Bereiche unseres Menschseins, sowohl der Geist, als auch die Seele und der Leib bedürfen der Heiligung, denn als natürliche Menschen sind wir tot in Sünden und Übertretungen und leben in Finsternis und Gottesferne (Rö.7.5; Eph.3.1+12; Kol.1.21). Die Heiligung beginnt im Geiste. Paulus nennt den Thessalonichern die Reihenfolge, und diese müssen wir beachten:
1.Thess.5.23+24: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun.“
Drei wichtige Tatsachen sind aus dieser Schriftstelle zu erkennen:
- Es ist Gott, der die Heiligung an uns bewirkt. Wir aber sollen nach Rö.6.19 und Rö.12.1 unsere Glieder oder Leiber an Gott hingeben zur Heiligung.
- Die Reihenfolge: Geist, Seele, Leib. Diese dürfen wir nicht umkehren und beim Leib beginnen wollen. Heiligung geschieht von innen nach aussen.
- Heiligung steht im Zusammenhang mit der Wiederkunft des Herrn (1.Kor.1.8; 1.Thess.3.13).
Heiligung des Geistes:
Der Geist des natürlichen Menschen ist Gott gegenüber tot. Dies ist eine Folge des Sündenfalles. Bei der Wiedergeburt wird unser Geist lebendig gemacht und geheiligt. Die beiden nachstehenden Schriftstellen, die von der „Heiligung des Geistes“ reden, beziehen sich ganz offensichtlich auf den Zeitpunkt der Errettung und der Wiedergeburt.
2.Thess.2.13: „Dass Gott euch von Anfang an erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit.“
1.Petr.1.2: „Auserwählt nach der Vorerkenntnis Gottes, des Vaters, in Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi.“
Bei der Wiedergeburt hat Gott ein vollkommenes Werk an uns getan und viele Schriftstellen legen Zeugnis ab von dem herrlichen Stand, in den wir im Geiste versetzt sind und von dem, was wir in Christus geworden sind. In 2.Kor.7.1 geht es darum, dass wir den Geist reinerhalten, wie es „Meister“ und „Menge“ übersetzen. Diese Schriftstelle nimmt Bezug auf die unheiligen Verbindungen, wie sie in den vorangehenden Versen genannt werden: Gerechtigkeit mit Gesetzlosigkeit, Licht mit Finsternis, Christus mit Belial, Tempel Gottes mit Götzenbildern etc. Von allen solchen „Befleckungen“ (Einflüsse von Religionen und Irrlehren, New Age Gedankengut etc.) soll sich der wiedergeborene Mensch reinerhalten und die Heiligkeit seines Geistes bewahren.
2.Kor.7.1: „Da wir nun solche Verheissungen haben, Geliebte, halten wir uns selbst rein von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligung in Furcht Gottes zur Vollendung bringen.“
Es ist wichtig, dass wir im Geiste leben und wandeln, dann kann sich die Heiligung in unserem ganzen Leben durchsetzen.
Heiligung der Seele:
Die Bestandteile unserer Seele, der Verstand, der Wille und die Gefühle bedürfen der Heiligung. Die Seele soll dem Geist untergeordnet sein und nicht dem Leib, sonst sind wir fleischliche Menschen, und wir wollen ja doch Geistesmenschen sein.
Der Verstand braucht nicht ausgeschaltet zu werden. Er soll erneuert und erleuchtet werden durch den Heiligen Geist und durch die Wirkung des Wortes Gottes. Da wo Glaube gefragt ist, soll dieser dem Verstand übergeordnet werden. Die Schrift redet von „verständigen Menschen“.
2.Tim.2.7: „Der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen“.
Der Heilige Geist erneuert unsere Vorstellungen und unser Denken, so dass Paulus sagen kann: „Wir haben den Sinn Christi“ (1.Kor.2.16).
Der Wille wird nicht einfach gebrochen, der Heilige Geist macht uns nicht zu willenlosen Geschöpfen. Es ist nur der von den Begehren des Fleisches gesteuerte Eigenwille, der abgelegt werden muss. Wie glücklich wird unser Leben, wenn unser Wille mit dem Willen unseres himmlischen Vaters übereinstimmt.
Die Gefühle werden von vielen Faktoren beeinflusst, von den Lebensumständen, dem Wetter, den Mitmenschen, von Erfolg oder Misserfolg etc., deshalb sind sie einmal hoch und dann wieder tief. Wer nicht lernt, seine Gefühle dem Geist und dem Wort Gottes zu unterordnen, wird in seinem Glaubensleben ständig Probleme haben. Wenn unsere Seele in Christus ruht, dann haben wir Frieden auch im grössten Sturm, das ist auch ein herrliches Gefühl. Es ist wichtig und besonders für den Dienst mit den Geistesgaben unerlässlich, dass wir zwischen unseren Gefühlen und der „Regung des Geistes“ unterscheiden lernen. Paulus betet für die Philipper um dieses „Feingefühl“.
Phil.1.9: „Und dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfliesse, dass ihr prüfet was wesentlich ist.“
Heiligung des Leibes:
Wir kennen die fünf Sinne unseres Leibes: Hören, Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken. Als Geistesmenschen haben wir Vollmacht über die Wahrnehmungen unserer Sinne und brauchen uns von ihnen nicht mehr verführen zu lassen. Es ist wichtig, dass wir von dieser Vollmacht Gebrauch machen und ganz besonders das „Hören“ und „Sehen“ unter die Kontrolle des Geistes stellen.
Unzucht, Unreinheit und Ausschweifung sind bei den „Werken des Fleisches“ in Gal.5.19 an erster Stelle genannt. Diesem Bereich gelten auch die meisten Ermahnungen der Schrift zur Heiligung des Leibes. Ich möchte dazu einfach einige Schriftstellen reden lassen:
Rö.13.13+14: „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an.“
1.Kor.6.14: „Der Leib aber ist nicht für die Hurerei, sondern für den Herrn.“
1.Kor.6.18+19: „Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist ausserhalb des Leibes, wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen den eigenen Leib.“
Eph.5.3+4: „Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht einmal unter euch genannt werden, wie es Heiligen geziemt; auch Unanständigkeit und albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen.
Kol.3.5: „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist.“
1.Thess.4.3,4+7: „Denn das ist Gottes Wille; eure Heiligung, dass ihr euch von der Unzucht fernhaltet, dass jeder von euch sich sein eigenes Gefäss in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu gewinnen wisse… Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligung.“
Hebr.13.4: „Die Ehe sei ehrbar in allem, und das Ehebett unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“
Mässigkeit in Essen und Trinken sowie überhaupt in den Genüssen dieser Weltzeit gehören auch zur Heiligung. Der geheiligte Gläubige lässt sich auch im Umgang mit den irdischen Gütern und in der Mildtätigkeit vom Willen Gottes bestimmen. Wenn wir unser ganzes Einkommen nur für uns selbst verwenden und damit nur unserem Fleisch dienen, handeln wir nicht dem Willen Gottes gemäss. Es liegt ein grosser Segen darauf, dem Herrn das zu geben was Ihm gehört (2.Kor.9.612; Phil.4.1719).
In Rö.6.19 und 12.1 ruft uns Paulus auf, unsere Leiber und Glieder Gott zur Verfügung zu stellen. Es ist eine grosse Gnade, dass wir jetzt mit den Gliedern, mit denen wir einst gesündigt haben, Gott dienen dürfen. Petrus redet in 1.Petr.2.1 von Dingen, die abgelegt werden sollen, und er sagt das nicht zu Ungläubigen. Er redet von üblem Wesen, Betrug, Heuchelei, Neid und Verleumdung. Aus dem Zusammenhang geht klar hervor, dass diese „Frucht des Fleisches“ den Appetit für das Wort Gottes verdirbt. Gläubige, die diese üblen Dinge noch nicht abgelegt haben oder nicht bereit sind, sie abzulegen, sind erbarmungswürdige Menschen. Sie wissen, dass sie nicht negativ über andere Menschen und über Glaubensgeschwister reden sollen. Trotzdem tun sie es immer wieder, oft zu ihrer eigenen Rechtfertigung. In dieser Stellung werden sie nie zu der wahren Freude des Geistes durchbrechen. Die Folge ist, dass sie dann Anstoss nehmen und sich ärgern an denen, die voll Heiligen Geistes sind. Es ist nicht auszudenken, wie viel geistlicher Schaden und Not unter den Gläubigen dadurch schon, entstanden ist, dass man der Eifersucht, der Verleumdung, dem Afterreden etc. noch Raum gegeben hat. Darum ermahnt Paulus die Kolosser im 3.Kap. Vers 8: „Jetzt aber legt auch ihr das alles ab.“ Heiligung wird praktiziert, indem man anstelle dieser negativen Dinge herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde und Langmut anzieht und sich gegenseitig vergibt, wie Christus uns vergeben hat und die Liebe anzieht als das Band der Vollkommenheit (Kol.3.12–14).
Das Wort der Wahrheit richtig teilen:
Die Wortverkündigung muss ausgewogen und schriftgemäss sein. Es ist falsch, wenn wir nur die herrlichen Verheissungen annehmen, die Ermahnungen aber weglassen. Die Ermahnungen allein können uns aber auch nicht zur Vollendung bringen, das wäre so, wie wenn man einem Pferd den Hafer oder einem Automobil das Benzin wegnehmen würde. Wenn wir die Briefe der Apostel lesen, dann fällt uns auf, dass der erste Teil jeweils aus Verheissungen besteht, die uns in das Vermögen und in den Stand eines Sohnes Gottes stellen. Im zweiten Teil kommen dann Ermahnungen, die uns Weisung für das praktische Leben geben. Heiligung bedeutet, das im Glauben anzunehmen, was die Verheissungen über uns aussagen und dann auch darin zu leben und sich durch die Ermahnungen erziehen zu lassen. Die Reihenfolge muss aber schriftgemäss sein. Die Gläubigen sollen zuerst in den Reichtum Christi hineingeführt werden und dann alles aus dem Vermögen tun, das Gott darreicht.
Phil.2.12–15: „Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht nur in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und Zweifel, damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtenen Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehren Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt.“
Die erwähnte Reihenfolge in der Wortverkündigung finden wir auch in der Anweisung des Apostels Paulus an Timotheus, wenn er ihm in 2.Tim.4.2 ernstlich bezeugt: „Predige das Wort, überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre“.
Zu einem Wandel in der Heiligung sind wir befähigt durch die Kraft des Heiligen Geists und durch „Christus in uns“.
Rö.15.16: „Damit das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.“
1.Kor.1.30: „Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung.“
Hilfen zur Heiligung:
Gott hat uns starke Hilfen zur Verfügung gestellt, sie heissen:
- Die Kraft des Heiligen Geistes
- Das Gebet
- Das Wort Gottes
- Die Gemeinschaft der Heiligen
Lasst uns davon Gebrauch machen, auf dass wir allesamt das Ziel der Heiligung erlangen, das ist Vollendung und Verwandlung in Christi Bild.