Himmelfahrt
Daniel Schenk
Die Bibel berichtet über die Himmelfahrt von Jesus in Luk.24.4953 und Apg.1.412. Im alten Testament sind mir keine Hinweise auf die Himmelfahrt von Jesus Christus bekannt, wie wir sie z.B. in Bezug auf die Kreuzigung finden. Doch hat Jesus selbst bei verschiedenen Gelegenheiten auf dieses Ereignis hingewiesen (Matth.26.64; Joh.6.62; 13.3; 13.33; 14.28; 16.5; 16.16+17).
Nachdem sich Jesus nach Seinem Leiden während vierzig Tagen immer wieder sehen liess, versammelte Er Seine Jünger noch einmal auf dem Ölberg und erteilte ihnen die letzten Aufträge (Apg.1.3). Dabei wies Er sie nochmals ganz klar auf das Kommen des Heiligen Geistes hin und gebot ihnen, sich von Jerusalem nicht zu entfernen, sondern auf die Verheissung des Vaters zu warten (Apg.1.4). Die Erfahrung der Himmelfahrt hat sie dann so beeindruckt und ihren Glauben dermassen gestärkt, dass noch zehn Tage später, am Tag des Pfingstfestes, hundertzwanzig Gläubige wartend und betend auf dem Söller versammelt waren. Dies zeigt uns, dass Gehorsam und achten auf das Reden des Herrn die Voraussetzungen für Glaubenserfahrungen sind.
Es ist verständlich, dass die Jünger besorgt waren, als sie merkten, dass Jesus nun tatsächlich von ihnen weg in den Himmel auffahren wollte. Das, was sie eigentlich vom Messias erwarteten und was die Propheten auch vorausgesagt hatten, das Reich Israel wieder aufzurichten, war noch nicht erfüllt. Sie verstanden den Plan Gottes noch nicht und hatten noch nicht begriffen, dass es eine noch viel schlimmere Knechtschaft gibt als die der Römer, nämlich die Knechtschaft der Sünde und des Todes. Jesus konnte nicht ein Friedensreich aufrichten mit Menschen, die nicht bereit waren, die Erlösung und den Erlöser anzunehmen. Er öffnete ihnen dann das Verständnis, um die Schriften zu verstehen:
Luk.24.45-47: „Dann öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen, und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tage auferstehen aus den Toten und in seinem Namen Busse und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen.“
Von da an war alle Ratlosigkeit und Traurigkeit vorbei. Wir lesen, dass sie nach Seiner Himmelfahrt mit grosser Freude nach Jerusalem zurückkehrten.
Luk.24.52+53: „Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit grosser Freude; und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“
Dies wäre vorher nicht möglich gewesen, doch jetzt hatten sie den Durchblick und erkannten in der Himmelfahrt ihres geliebten Herrn und Meisters Jesus Christus eine notwendige Stufe im Heilsplan Gottes und konnten glaubensfroh auf das nächste Ereignis warten, auf die Ausgiessung des Heiligen Geistes, die Verheissung des Vaters.
Joh.16.7: „Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden.“
Auch für uns ist es wichtig, dass der Herr uns das Verständnis für die Schriften öffnen kann, wenn wir vor Dingen stehen, die wir nicht begreifen. Wir dürfen in solchen Fällen zu Ihm beten: „Herr, öffne mir das Verständnis, wie Du es bei den Jüngern getan hast“. In
1.Joh.2.20 lesen wir, dass wir die Salbung haben und dadurch über alles Wissen verfügen. Lasst uns auf die Salbung des Heiligen Geistes achten und das Resultat wird auch bei uns „Verständnis der Schriften“ und „grosse Freude“ sein. Jesus liess die Jünger nicht im Unklaren, sondern gab ihnen Anweisungen in Bezug auf die nächstliegenden Glaubenserfahrungen und Aufgaben.
Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte hat Lukas ein Gespräch wiedergegeben, das Jesus mit seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt geführt hat. Daraus sehen wir, dass sie Ihn bei dieser letzten Gelegenheit noch einmal nach dem Zeitpunkt der Wiederherstellung des Reiches Israel gefragt haben. In Seiner Antwort hat Er ihnen dann die Aufgaben kundgetan, die vorher erfüllt werden müssen:
Apg.1.79: „Er sprach zu Ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten und Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in Seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde. Und als Er dies gesagt hatte, wurde Er vor ihren Blicken emporgehoben, und eine Wolke nahm Ihn auf vor ihren Augen weg.“
Heute sehen wir, dass die letzte Phase dieses Auftrages, „bis an das Ende der Erde“, ausgeführt wird. Somit ist die Erfüllung der Prophetie betreffend Aufrichtung des Königreiches (Tausendjähriges Reich) nahe gerückt. Wir sehen ja bereits das wieder entstandene Volk Israel, wenn auch noch in Verblendung in Bezug auf den Messias und wir erlebten und erleben die Rückkehr der Juden aus allen Ländern, in die sie verstreut wurden.
Himmelfahrt ist das letzte, sichtbare Ereignis in der Heilsgeschichte, bis zu dem Zeitpunkt, da Jesus zur Entrückung der Gemeinde wiederkommt. Für diese Welt sichtbar erscheint Er aber erst wieder, wenn Er am Ende der grossen Drangsal mit Seinen Heiligen auf dem Ölberg erscheint, um den Überrest aus Israel aus grösster Bedrängnis zu erretten. Auf dieses Ereignis weisen die nachstehenden Worte der Engel hin, die sie zu den Jüngern sprachen.
Apg.1.11: „Und als sie (die Jünger) gespannt zum Himmel schauten, wie Er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weissen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr und schaut hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr Ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“
Wohin ist Jesus gegangen?
Darüber lässt uns die Schrift nicht im Ungewissen. Jesus hat klar gesagt, dass Er zum Vater gehe und wir lesen auch, dass Er sich zur Rechten Gottes gesetzt hat und dort wartet, bis alle Feinde als Schemel seiner Füsse hingelegt sind.
Hebr.10.12+13: „Und sich für immer gesetzt zur Rechten Gottes. Fortan wartet er, bis seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füsse.“
Bei dem wichtigen Ereignis, als der Zeuge Stephanus gesteinigt wurde, sah dieser ihn sogar „stehend“ zur Rechten Gottes (Apg.7.56).
Dass Er Seinen Platz zur Rechten Gottes in den Himmeln eingenommen hat, bezeugen uns auch die nachfolgenden Bibelstellen:
Markus 16.19: „Nachdem der Herr nun mit ihnen gesprochen hatte, wurde Er in den Himmel hinaufgenommen und setzte Sich zur Rechten Gottes.“
Apg.3.21: „Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“
Apg.2.33: „Nachdem Er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und die Verheissung des Geistes, des heiligen, vom Vater erhalten hat, giesst Er das aus, was ihr jetzt erblickt und hört.“
Eph.1.20+21: „Die in Christus gewirkt hat (die Macht Seiner Stärke), als Er Ihn von den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte, hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit, Macht und Herrschaft, auch über jeden Namen, der nicht allein in diesem Äon, sondern auch in dem zukünftigen genannt wird.“
Hebr.1.3: „Er, der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und Abdruck Seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort Seiner Macht trägt, hat sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, nachdem Er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat.“
Was tut Jesus zur Rechten Gottes?
Er ist dort als unser himmlischer Hohepriester, der sich für uns bei Gott dem Vater, also an absolut höchster Stelle, verwendet und für uns eintritt. Ferner sagt die Schrift, dass Er das wahre Heiligtum, nämlich die Gemeinde verwaltet. Nebst dem Vater ist Er die höchste Autorität, die es überhaupt gibt, denn Engel, Gewalten und Mächte sind Ihm untertan. Nach Rö.14.9 ist Er ist der Herr über Tote und Lebende.
Hebr.4.14: „Da wir nun einen grossen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten.“
Hebr.6.19+20: „Diese (Hoffnung) haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der nach der Ordnung Melchisedeks Hohepriester in Ewigkeit geworden ist.“
Hebr.8.1+2:“Die Hauptsache aber bei dem, was wir sagten, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel sitzt, ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, welche der Herr errichtet hat, und nicht ein Mensch.“
1.Petr.3.22: „Welcher seit Seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes ist, wo Ihm Engel und Gewalten und Kräfte untertan sind.“
Verheissungen, die ganz besonders im Zusammenhang mit Himmelfahrt stehen:
Die Geistestaufe:
Vierzig Tage nach Seinem Leiden ist Jesus in den Himmel aufgefahren. Zehn Tage später, am Pfingstfest in Jerusalem, wurde dann der Heilige Geist ausgegossen. So hatte es Jesus den Jüngern zuvor angekündigt. Die Ankunft des Heiligen Geistes war somit für die Jünger und ist auch für uns der Beweis, dass Jesus beim Vater im Himmel angekommen ist.
Joh.16.7: „Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass Ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will Ich ihn zu euch senden.“
Die Dienste und Gaben:
Es wäre ein Widerspruch, würden wir Himmelfahrt feiern und gleichzeitig die Dienste und die Geistesgaben ablehnen. Eph.4.8 und die folgenden Verse zeigen uns deutlich, wie diese Dinge miteinander untrennbar verbunden sind. Mit den „Gaben“ (griech. „Doma“) in Eph.4.8 sind nicht die Geistesgaben gemeint, das griechische Wort dafür wäre „pneumatikos“ oder „charisma“, sondern die in Vers 11 erwähnten fünf Dienste. „Doma“ bezeichnet eine Gabe im Sinne von Geschenk. Dank Seiner Himmelfahrt konnte der Herr den Menschen, insbesondere der Gemeinde, als wunderbare Geschenke die Dienste der Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer geben. Wir wollen für diese Geschenke dankbar sein und sie nicht ablehnen.
Eph.4.812: „Darum heisst es: In die Höhe aufgestiegen, hat Er die Gefangenschaft gefangengenommen und den Menschen Gaben gegeben. Das „Er stieg hinauf“ aber, was besagt es anderes, als dass Er auch zuvor in die Niederungen der Erde hinabgestiegen war? Er, der Hinabgestiegene, ist derselbe, der auch aufgestiegen ist, hoch über alle Himmel, um das All zu vervollständigen. Derselbe gibt die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Evangelisten oder als Hirten und Lehrer zur Anpassung der Heiligen an das Werk des Dienstes, zur Auferbauung der Körperschaft Christi.“
Die Gefangenschaft gefangengenommen:
Ein weiterer Segen, der uns durch Seine Himmelfahrt zuteil wurde, besteht darin, dass Er unsere Gefangenschaft gefangengenommen hat (Vers 8). In was für Gefangenschaften haben wir alle doch gelebt. Bei jedem von uns hat es sich anders geäussert, aber Gefangene in irgendeinem Bereich waren wir alle und das hat uns behindert in der Nachfolge. Lasst uns auch diese Segnung Seiner Himmelfahrt im Glauben in Anspruch nehmen, dadurch ehren wir Ihn.
Wenn ein geliebter Mensch verreist (Ferien; Militärdienst; Missionseinsatz etc) gehen wir im Geiste mit und verfolgen das Programm (heute tut er das). Am meisten freuen wir uns, wenn wir wissen, jetzt bereitet er sich auf die Rückkehr vor. Das Wort Gottes ist unser Programm, an dem wir uns orientieren. Heute erkennen wir, dass in den Himmeln und auch auf der Erde Vorbereitungen für die Wiederkunft unseres geliebten Herrn getroffen werden. Darum lasst uns nicht schlafen wie die andern, sondern lasst und wachen und nüchtern sein (1.Thess.5.6).
Die Schrift redet auch von zwei alttestamentlichen Gottesmännern, die ebenfalls eine Himmelfahrt oder Entrückung erlebt haben. Es handelt sich um:
- Henoch 1.Mose 5.2124 und Hebr.11.5
- Elia 2.Könige 2.1-18
Auch für uns hat der Herr eine Himmelfahrt bereitet. Ob wir nun entschlafen, oder ob wir den Tag der Entrückung erleben, wir sollen zusammen hingerückt werden zu unserem Bestimmungsort beim Throne Gottes. Lasst uns Überwinder sein, denn denen gehört diese Verheissung.