Bibel-Themen

eine Sammlung von Beiträgen zu biblischen Themen

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Israels Hoffnung und Zukunft

Daniel Schenk

 

Römer Kapitel 9 – 11

Israel war dazu berufen, ein Volk von Priestern und ein Segen für alle übrigen Völker zu sein. In Römer 9.4 + 5 lesen wir über Israel folgendes:

„Deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.“ 

  Kein Volk auf Erden hatte solche Privilegien wie Israel.

  In 2. Mo.4.22 bezeichnet Gott Israel als seinen erstgeborenen Sohn.

  Dadurch aber, dass sie Gottes Geboten gegenüber ungehorsam waren und auch immer wieder Götzendienst betrieben, kamen schwere Strafgerichte über sie. Wir denken dabei an die 70 Jahre Wegführung nach Babylon.

  Zuletzt lehnten sie Jesus als Sohn Gottes ab und forderten seine Kreuzigung. Damit war ihr Sündenmass voll und sie wurden ab dem Jahr 70 nach Christus unter die Nationen zerstreut, wie es von den Propheten vorausgesagt worden war. Es ist ein Wunder, dass es die Juden noch gibt und dass sie sich in den fast 2000 Jahren nicht mit den Völkern vermischt haben.

  Als die Juden das Evangelium von Jesus Christus von sich gestossen haben, hat Gott Paulus mit seinen Mitarbeitern, aber auch die anderen Apostel, damit beauftragt, das Evangelium unter den Nationen zu verkündigen. Wo sie auch hinkamen, haben sie es aber immer zuerst den dort ansässigen Juden kundgetan, denn sie hatten als Erste Anrecht darauf.

 

Die Ersatztheologie

Diese Lehre, die leider auch von den Kirchenvätern vertreten wurde, hat sich seit dem 4. Jahrhundert verbreitet. Sie sagt in etwa folgendes aus:

  • dass Israel nicht mehr Gottes Volk sei, weil es als Nation Jesus als Messias abgelehnt habe.
  • dass die (christliche) Gemeinde, das „geistliche Israel“ sei und somit alle Segnungen des Alten Testaments, die Israel verheißen wurden, nun der Gemeinde gelten und somit die Gemeinde Israel „ersetzt“.
  • dass alle Flüche hingegen immer noch für die Juden wirksam sind.

Weil diese falsche Lehre vielerorts existiert, möchte ich in den nachstehenden Zeilen von der Bibel her dazu Stellung nehmen.

Leider hat die Kirche den Plan Gottes mit Israel nicht verstanden. Man hat das getan, vor dem Paulus in Rö.11.20 gewarnt hat, man wurde stolz gegenüber den Juden. Man hat sie verfolgt und Gottesmörder genannt, ohne daran zu denken, dass es ja auch unsere Sünden waren, für die Jesus am Kreuz sterben musste. Diese falsche Haltung der Kirche hat viel Unheil verursacht. Hätte man die Kapitel 9 – 11 aus dem Römerbrief ernst genommen, wäre viel Not und Unsegen erspart geblieben.

Leider gibt es auch heute noch christliche Kreise, die kein Licht haben über die Berufung Israels. Besonders unter den Christen in den arabischen Ländern ist diese falsche Lehre sehr stark vertreten.

 

Israels Verstockung

Es ist eine Tatsache, dass aufgrund der Ablehnung von Gottes Ratschluss Verstockung über einen Teil der Israeliten gekommen ist (Rö.11.25). Weil sie nicht hören wollten, kam diese geistliche „Narkose“ als Gericht über sie (Rö.11.8-10). In den Versen 11+12 lesen wir dann, dass Israels Fall für die Nationen zur Rettung geworden ist. Dadurch will Gott die Juden zur „Eifersucht“ reizen. Wenn schon ihr Fall für uns Nationen Reichtum bedeutet, was wird erst ihre Vollzahl (wenn sie in ihrer Gesamtheit gerettet werden) und Annahme sein! Ja wie Leben aus den Toten (Vers 15).

 

Hat Gott sein Volk verstossen?

Römer 11.1+2 sagen „nein“. Gott hat sein Volk nicht verstossen, sondern Israel hat Jesus als Messias abgelehnt und damit das Heil von sich gestossen.

 

Der zahme und der wilde Ölbaum

Paulus braucht das Bild von einem zahmen und einem wilden Ölbaum, um das Verhältnis zwischen Israel und den Nationen verständlich zu machen. Der zahme Ölbaum mit den natürlichen Zweigen (Vers 21) ist Israel und die Juden. Der wilde Ölbaum mit den wilden Zweigen sind die Nationen.

  Die nachfolgenden Verse 16 – 24 sagen uns, dass einige der natürlichen Zweige infolge ihres Unglaubens ausgebrochen worden sind. Dass hingegen wir aus den Nationen als wilde Zweige entgegen der Natur (im Gegensatz zu unserer Herkunft) an ihrer Stelle eingepfropft worden sind. Dies aufgrund des Glaubens. Nun haben wir Anteil am Saft der Wurzel. Aber wenn Gott schon uns als wilde Zweige eingepfropft hat, wie viel mehr wird er die naturgemässen Zweige wieder einpfropfen, wenn sie nicht mehr im Unglauben verharren. Diese Tatsachen zeigen uns, wie unbiblisch die „Ersatztheologie“ ist. Wir wollen diese wichtigen Verse aus Römer 11 zu uns reden lassen:

16 Wenn die Wurzel heilig ist, so auch die Zweige.  

17 Wenn aber einige der Zweige herausgebrochen worden sind und du, der du ein wilder Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaumes mit teilhaftig geworden bist,  

18 so rühme dich nicht gegen die Zweige! Wenn du dich aber gegen sie rühmst – du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich.

19 Du wirst nun sagen: Die Zweige sind herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde.

20 Richtig; sie sind herausgebrochen worden durch den Unglauben; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!  

21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht geschont hat, wird er auch dich nicht schonen.

22 Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden.  

23 Aber auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott ist imstande, sie wieder einzupfropfen.  

24 Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden diese, die natürlichen Zweige, in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden!

 

Die gemeinsame Wurzel

In den verlesenen Bibelversen ist immer wieder von der Wurzel die Rede, die sowohl die natürlichen als auch die gegen die Natur eingepfropften Zweige aus dem wilden Ölbaum trägt. Wer ist diese Wurzel? Beim Nachdenken über diese Frage bin ich auf Abraham gekommen. Er ist sowohl der Stammvater der Israeliten als natürliche Zweige. Er ist aber auch der Vater der Gläubigen aus den Nationen.

Gal.3.29: „Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft“.

Rö.4.16: Damit die Verheißung der ganzen Nachkommenschaft sicher sei, nicht allein der vom Gesetz, sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist – wie geschrieben steht: „Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt“.

 

Wie lange dauert Israels Verstockung?

Rö.11.25+26: Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird; und so wird ganz Israel errettet werden.

  Diese Verse zeigen uns, dass die Verstockung Israels ein Ende haben wird. Paulus sagt, dass das Handeln Gottes mit Israel ein Geheimnis sei. Er wollte, dass uns dieses bekannt sei, damit wir nicht in eine falsche Haltung kommen (sich selbst für klug halten und Stolz werden gegenüber Israel).

  Als Folge des Unglaubens wurde Israel zurückgestellt und ist nun gewissermassen in Narkose, bis die Vollzahl (Fülle) der Nationen in den Leib Christi hineingekommen ist. Unter Fülle der Nationen verstehe ich, dass die Zahl der Glieder des Leibes Christi voll wird, dass aber auch allen Völkern das Evangelium verkündigt worden ist. Denn gemäss Off.5.9 werden vor dem Thron Gottes Menschen „aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation“ vertreten sein.

  Unser Bemühen, die unerreichten Völker zu erreichen und die Zahl der Glieder des Leibes Christi voll zu machen, verkürzt die Zeit von Israels Verstockung gegenüber dem Evangelium von Jesus Christus. Wir müssen das richtig verstehen, es gab immer schon eine gewisse Zahl von Juden, die an Jesus glaubten. Dafür stellt sich Paulus in Rö.11.1 selbst als Beispiel dar. Aber es kommt die Zeit, da wird Israel als Gesamtheit gerettet. So wie sich damals Josef seinen Brüdern zu erkennen gab, so wird sich auch Jesus seinen Brüdern offenbaren. Es wird eine nationale Busse geben und die Decke wird von ihren Augen weggenommen.

Gal.3.16: Dann aber, wenn es sich zum Herrn wendet, wird die Decke weggenommen.

  Das wird dann ein grosser Segen sein für alle Nationen.

Jes.19.23+24: An jenem Tag wird es eine Straße von Ägypten nach Assur geben. Assur wird nach Ägypten und die Ägypter nach Assur kommen, und die Ägypter werden mit Assur dem HERRN dienen. An jenem Tag wird Israel der Dritte sein mit Ägypten und mit Assur, ein Segen inmitten der Erde.  

  Ich glaube, dass Israel im 1000jährigen Reich eine grosse Rolle spielen wird.

 

Feinde oder Geliebte?

Rö.11.28+29:  Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte um der Väter willen. Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.

  Leider hat die Kirche nicht die richtige Haltung eingenommen gegenüber Israel. Man hat nur die Feindschaft gesehen. Dass sie um der Väter willen Geliebte sind, wollte man nicht wahrhaben. Paulus hat die richtige Haltung eingenommen. Obschon er von seinen Volksgenossen sehr verfolgt wurde, hätte er sein Heil aufs Spiel gesetzt, wenn er sie dadurch hätte retten können (Rö.9.3).

 

Wechselwirkung

Rö.11.30+31 (Menge): Denn wie ihr einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, jetzt aber infolge des Ungehorsams dieser Erbarmen erlangt habt, ebenso sind wiederum diese jetzt ungehorsam geworden, um durch das euch gewährte Erbarmen dereinst ebenfalls Barmherzigkeit zu erlangen.

 

  Lasst uns gegenüber Israel die richtige, biblische Haltung einnehmen und sie segnen. Wir haben diesem Volk viel zu verdanken.

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